6 „Aber Oberst Ralstädt hier?“ fuhr der Hauptmann nachdenklich fort, „was wollte er?“ 8 „Axel! schmeichelte Klara und ver¬ schloß mit Küssen den Mund des Fragers. „Was wollte er? Was will er?“ redete dieser dringender weiter. „Was fragst du doch?“ gab sie schmeichelnd zurück und setzte, da er nochmals in sie drang, die Augen ver¬ schämt zu Boden schlagend, hinzu: „Ich weiß es nicht!“ „Doch, doch, du weißt es!“ wider¬ 77 — sprach der Krieger, „ha, ich errate Minutenlang währte das Schweigen, das beide jetzt beobachteten. „Ich muß fort, Klara, gleich fort! agte Axel endlich ungewöhnlich lebhaft. —27 „Wie — du wolltest „Dich sehen und dann scheiden!“ fiel jener rasch ein und wandte, da eber ein Geräusch in den Büschen vor denLie¬ benden hörbar wurde, aufmerksam den Kopf nach dieser Seite. „Es war ein Vogel, der in den Zwei¬ gen rauschte!“ beruhigte die Jungfrau. „Aber scheiden willst du? Nicht doch Ich lass' dich nicht, so nicht von hinnen ziehen! „Ich steh' auf Posten!“ erklärte der andere rasch, „verließ diesen ohne Er¬ — laubnis und ja, ja! Der Oberst Ralstädt ist ein strenger Richter, doppelt streng gegen mich, den Hauptmann Al¬ —— manried o Mutter, Mutter,be¬ trogene Mutter!“ Mit leidenschaftlichem Schmerze legte er die Hand an die Stirn und blickte anklagend zum Himmel. „Was ist dir, Axel?“ rief Klara er¬ schrocken. Er aber hatte, in Nachdenken versunken, die Frage überhört, und fuhr jetzt in dumpfem Tone fort: „Wie er dir, Verklärte, das Glück deines Lebens stahl, stiehlt er's mir! Dich tötete der Gram, der Schmerz um die verlorene Ehre, um das zu Grab getragene Erdenglück, mich,“ setzte er leidenschaftlich hinzu und seine Fäuste 7 ballten sich, „mich würde er zum Er hielt inne. „Wollt Ihr nicht vollenden?“ rief in diesem Augenblick eine Stimme dicht neben den Liebenden.— Es war der Oberst. Mit einem Schrei des Entsetzens warf sich Klara dem Geliebten in die Arme und barg das bleiche Antlitz an die Brust und schmiegte sich fest an den Starken. „Beliebt's Euch zu vollenden?“ fragte der Oberst wieder mit schneidender Kälte und heftete durchbohrend den Blick auf den Sohn, der jetzt stolz das Haupt erhob, kühn und fest dem feind¬ lichen Vater ins Auge blickte und dann halblaut und langsam, aber entschieden rief: „Er würde mich zum Vatermörder machen!“ Rasch führte er nach diesen Worten die zitternde Tochter Johannes Beyer zu, der mittlerweile auch herbeigekom¬ men war, verneigte sich dann kalt und militärisch vor dem Oberst und wollte sich entfernen. „Nicht doch! Auf ein Wort, Haupt¬ mann Almanried!“ rief dieser kalt und höhnisch, „warum verließt Ihr Euren Posten? Der Gefragte gab keine Antwort. „Warum verließt Ihr Euren Posten?“ fragte der Oberst wieder in verbissener Wut. „Dem Kriegsrat steh' ich Rede, Euch nicht!“ entgegnete der Unerschrockene und blickte verächtlich auf den Frager „Nicht, nicht? Mir nicht?“ rief jener wütend, zog dann rasch ein silbernes Pfeifchen unter der himmelblauen Schärpe hervor und stieß dreimal heftig hinein, daß ein gellender Laut weithin schallte. Einen Augenblick darauf traten zwei schwedische Reiter aus dem Kahn zu dem Gebieter und fragten nach seinen Befehlen. „Der Hauptmann Almanried ist Euer Arrestant!“ herrschte er den beiden zu und fuhr dann, zu diesem gewendet, in demselben Tone fort: „Gebt der Wache Euren Degen, Haupt¬ mann!
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