Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1911

104 bring dir auch einen Becher mit, wollen seinen Becher, „ich bring's Euch im neuen unsere Gesundheit trinken — bist doch Jahre! Soll uns wohler gehen als im dabei, he?“ alten! „Ja, doch,“ rief der Wirt, dessen „Wollen's hoffen“, nickte der Zeug¬ Mienen sich bei den Worten des Zeug¬ wart, „und ganz besonders den beiden da —“ und er wies, nachdem er mit dem warts merklich erhellt hatten, „sollst zu¬ frieden sein mit dem Tropfen, alter Wirt angestoßen hatte, auf seine Tochter Brummbär!“ und Siegbert. Und fort war er, um bald darauf „Was ist's mit denen?“ fragte der mit einer dampfenden Kanne und vier Wirt aufmerksam werdend, „doch nicht Bechern wieder zurückzukehren. ein versprochenes Paar? Während nun der Wirt geschäftig die „So es Gottes und unseres Herrn Becher füllte, betrachtete der Zeuwart ver¬ Grafen Ottokar Wille ist - gewiß“, platzte stohlen seine Tochter und den Knappen, der Zeugwart jetzt heraus und stellte hastig welche beide stumm zugehört und sich hie den geleerten Becher auf den Tisch, denn und da liebevoll angeblickt hatten. Merk¬ Gertrud war ihm hocherrötend um den würdigerweise war er über das „Geliebel“ Hals gefallen und Siegbert hatte schon 77 wie er das verliebte Tun der jungen seine Rechte ergriffen und drückte dieselbe Leute bei sich nannte, gar nicht bös. wortlos vor Glück über die unerwartete Seine gutmütigen Augen kneiften sich Wendung. pfiffig zusammen und um seine, von einem „Schon gut, schon gut, Kinder,“ wehrte buschigen, weißgrauen Schnurrbart be¬ der Alte sie mit feuchten Augen ab, „gib Euch herzlich gern zusammen — habt ja schat ete Oberlippe zuckte es wiederholt, wie wenn er große Dinge vorbereite. genug mit mir ausgestanden, ist nun aber „Na“, sagte jetzt der Wirt, der mit alles gut und vorbei — auch das Welt¬ dem Einschenken fertig war und ergriff ende!“ 22 Werbung. Die Jugend uns zum Streite zu er¬ Es gilt: zu festigen die Kraft der küren, Glieder, Zu ernster Tat, nicht bloß zu leichtem Den Mut zu stählen und das Selbst¬ Spiel, vertrau'n, Den Sinn in hohe Weite ihr zu Zu pflegen deutsches Wort und deutsche Lieder, führen: Ist ein erstrebenswertes, edles Ziel. Der edlen Sitte festen Hort zu bau'n. Nicht scheuend Arbeit, Mühsal und Beschwerde, Den Geist zu ziehen, wahr und deutsch und frei; Daß einst auf vielumkämpfter Muttererde Die Jugend unseres Volkes Zukunft sei! Ortlieb Max Morawetz. S 4 2

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