96 chnitten werden sollte, aber weder so edle Zwecke noch so erfreuliche Erfolge zu ver¬ zeichnen hatte. Sie führte zur Ausschrei¬ bung einer bis zum Schlusse der Berichts¬ periode aber noch nicht zusammengetretenen Nationalversammlung, die eine Verfas¬ sungsänderung beschließen sollte, zur Ent¬ fernung der königlichen Prinzen aus der Armee, zum zeitweisen kurzen freiwilligen Exil des Kronprinzen und anderer Prinzen sowie zu einer allerdings bald unterdrückten Meuterei in der Marine. Rumänien. Am 21. Dezember 1909 verübte ein junger Typograph namens Stonescu ein Revolverattentat auf den Ministerpräsiden¬ ten J. J. C. Bratianu, der hiebei durch zwei Kugeln, zum Glück aber nur leicht ver¬ letzt wurde. Der Täter wurde verhaftet. Afrika. Marokko. Eine Erhebung der Riff¬ kabylen im spanischen Einflußgebiet und deren Angriffe auf die spanische, an der marokkanischen Küste gelegene Stadt Melilla führten zu blutigen Kämpfen mit den Spaniern, die anfangs für diese ziemlich unglücklich verliefen, aber dann — nachdem in Spanien eine liberale Regierung ans Ruder gekommen war — durch starke Truppennachschübe doch Ende November 1909 zur gänzlichen Unterdrückung der Er¬ hebung führten. Vereinigte Staaten von Südafrika. Mitte August 1909 nahm das englische Parlament den Gesetzentwurf über die „Vereinigten Staaten von Süd¬ afrika“ — die „Südafrikanische Union“ an. Am 21. Dezember 1909 erfolgte die Er¬ nennung des englischen Staatssekretärs des Innern Gladstone zum ersten General¬ gouverneur der „Südafrikanischen Union“ und am 30. Mai 1910 war das erste Kabinett dieser Union unter dem gewesenen Burengeneral Botha als Premierminister gebildet. Agypten. Am 20. Februar 1910 wurde auf den Ministerpräsidenten Butros¬ Pascha Ghali von einem nationalistischen jungägyptischen) Mohammedaner, einem 22 Jahre alten Apotheker aus Kairo, namens Ibrahim Wardani, ein Revolver¬ attentat verübt, bei welchem der Minister¬ so präsident, von fünf Kugeln getroffen, schwer verwundet worden war, daß er am nächsten Tage verschied. Zu seinem Nach¬ folger wurde Mohamed Bei Said ernannt Der Mörder wurde verhaftet und im Juni 1910 hingerichtet. Asien. Persien. Im September 1909 verließ der entthronte Schah Muhamed Ali Mirza Persien, um das ihm angewiesene Exil in Rußland anzutreten. Er traf am 5. Oktober 1909 in Odessa ein. Japan. Am 26. Oktober 1909 wurde Fürst Hirohumi Ito — der Bismarck Japans — in Charbin (Mandschurei) aus Anlaß seiner Zusammenkunft mit dem russischen Finanzminister Kokowzew durch einen Koreaner, der sofort verhaftet wurde, ermordet. — Eine große, zwei Tage wütende Feuersbrunst zerstörte am 31. Juli und 1. August 1909 über 11.000 Häuser in Osaka, der größten Handelsstadt Japans. Der Schaden überstieg 40 Millionen Yen (200 Millionen Kronen) Korea. Am 22. Dezember 1909 wurde der japanfreundliche Ministerpräsident Yi¬ wanyong von einem 20jährigen Koreaner durch Dolchstiche tödlich verletzt. Der Täter wurde verhaftet. Britisch=Indien. Am 10. Juni 1910 wurde der ständige Unterstaatssekretär er¬ Hardinge zum Vizekönig von Indien nannt. Amerika. Am 16. Juni 1910 hat der Senat der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Washington die Gesetzesvorlage angenom¬ men, welche die Territorien von Arizona und Neu=Mexiko als Staaten anerkennt. Am 25. Mai 1910 beging die südameri¬ kanische Republik Argentinien den hundert¬ sten Jahrestag der Erklärung ihrer Unab¬ hängigkeit mit glanzvollen Festen. Am 21. April 1910 starb in New York der am 30. November 1835 zu Florida in Missouri geborene große amerikanische Humorist Mark Twain (Clemens Samuel Langborne).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2