Zwischen den Abschluß der Wahlen zum neugeschaffenen bosnisch=herzegowi¬ nischen Landtag und dessen feierliche Eröffnung fiel ein Ereignis von geradezu welthistorischer Bedeutung: die Kaiserreise nach Bosnien und der Herzegowina. Wir haben die Reise als ein Ereignis von welt¬ historischer Bedeutung bezeichnet, und dem ist auch so: Die Reise des Kaisers in die neuen Provinzen der Monarchie, die eine mühevolle, sorgsame Kulturarbeit vor der Eduard VII., König faktischen, vor der staatsrechtlichen An¬ nexion als eine Frucht friedfertiger Tätig¬ keit den Stammlanden angegliedert hat, er¬ schien als die Krönung des diplomatischen Werkes, das unter dem Grafen Andrassy in Angriff genommen und vom Grafen Aehrenthal vollendet wurde, als eine Krö¬ nung, die sich mit allem gebotenen Prunke der politischen und höfischen übung und unter begeisterter Zustimmung der Bevölke¬ rung, fast wie bei einem Plebiszit, voll¬ 81 zog. Am 29. Mai 1910 trat Kaiser Franz Joseph diese seine Reise nach den annektierten Provinzen an, eine Reise, die sich zu einem wahren Triumphzuge für den Herrscher gestaltete. Umgeben von den ersten Würdenträgern des Thrones und der Monarchie, betrat Kaiser Franz Joseph I. den Boden Bosniens und der Herzego¬ wina. Hohe Festesfreude hat ihn allerorten in den Gemeinden, die er auf bosnisch¬ herzegowinischem Boden mit der Bahn von England 7 durchfahren, wie in den beiden Haupt¬ städten des annektierten Gebietes, in Sara¬ jevo und Mostar — begrüßt und ihm ge¬ kündet, daß Bosnien und die Herzegowina den anderen Völkern der großen Habs¬ burger Monarchie nicht nachstehen in den Gefühlen der Liebe und Verehrung für ihren Landesherrn. Huldigend nahten die Vertreter aller in den neuen Provinzen lebenden Nationen, aller in diesen Pro¬ vinzen geübten Kulten dem Thron, und 6
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