Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1911

76 meer. Im Jahre 1881 trat Peary als Zivilingenieur in die Dienste der Flotte der Vereinigten Staaten. Im Jahre 1886 kam er zum erstenmal nach Grönland und 1892 war er der Chef der arktischen Expedition, welche von der Akademie der Naturwissen¬ schaften in Philadelphia ausgesendet wurde. In das Jahr 1892 fällt die Ent¬ deckung der Independencebai, 81 Grad 37 Minuten nördlicher Breite, durch Peary. Ebenso entdeckte und benannte er das Mel¬ villeland und das Heilprinland, welche beide nördlich von Grönland gelegen sind Er stellte den Inselcharakter von Grönland fest und wurde für seine Forschungen wie¬ derholt von hervorragenden wissenschaft¬ lichen Instituten ausgezeichnet. Was endlich die Persönlichkeit Doktor Cooks, des Rivalen Pearys im Kampf um den Ruhm, den Nordpol als erster erreicht zu haben, anbelangt, so wußte darüber die „Vossische Zeitung“ am 3. September 1909 folgendes zu melden: „Dr. Frederik Albert Cook wurde am 10. Juni 1865 im Calli¬ coondepot in Sullivan County im Staate New York geboren. Er blieb bis zum sechsten Lebensjahre bei seinen Eltern und wurde von 1878 bis 1885 in Brooklyn er¬ zogen. Im Jahre 1890 promovierte er an der Universität in New York zum Doktor der Medizin. Dr. Cook begleitete als Arzt die Peary=Expedition in den Jahren 1891 und 1892 und in der gleichen Eigenschaft die belgische Nordpolexpedition in den Jahren 1897 und 1898. Über alle diese Ex¬ peditionen hat er wissenschaftliche Werke veröffentlicht. Er ist Präsident des „New York Explorer Club“ und Inhaber des belgischen Leopoldordens sowie der gol¬ denen Medaille der königl. belgischen geo¬ graphischen Gesellschaft. Die beiden kurz nacheinander in Europa und Amerika eingelangten Meldungen, daß sowohl Dr. Cook als Peary den Nordpol erreicht hatten, führten zu lebhaften Mei¬ nungskämpfen zwischen den Anhängern Cooks und Pearys besonders in Amerika, und diese Kämpfe nahmen an Heftigkeit zu, als Pcary selbst, der bereits von seinem Schiffe „Roosevelt“ am 7. September die Nachricht in die Welt sendete, daß er kein: Spur von Cook gefunden habe, in den Kampf eingriff. Peary nannte Cook offen einen Lügner, Cook replizierte, daß Peary — ein Dieb sei, weil er sich — angeblich von Cook in Etah hinterlassenen Proviant aneignete, und der amerikanische Vize¬ admiral Osborne erklärte in New Yorker Zeitungen, daß er bereit sei, gerichtsord¬ nungsmäßig zu erweisen, daß Peary der größte Schwindler sei, den die Welt jemals kennen gelernt hat. Inzwischen waren weitere Berichte Pearys über den späteren Verlauf seiner Expedition bekannt geworden. Danach traf Peary am 1. September auf Cap Sheridan (Grantland) ein und überwinterte dort¬ selbst. Er verließ den Dampfer „Roosevelt am 15. Februar 1909 mit Schlitten, brach am 1. März in nördlicher Richtung von Cap Columbia auf, schlug den englischen Rekord am 2. März, wurde durch offenes Wasser vom 2. März bis 11. März auf¬ gehalten, überschritt am 11. März den 84. Breitegrad, traf am 15. März einen offenen Kanal im Eise, überschritt den 85. Breitegrad am 18. März, vier Tage später den 86. Breitegrad und traf einen offenen Kanal am 23. März, schlug am selben Tage den norwegischen Rekord und am 24. März den italienischen Rekord, traf einen offenen Kanal am 26. März, über¬ schritt den 87. Breitegrad am 27. März, schlug den amerikanischen Rekord am 28. März, traf einen offenen Kanal am 28. März, wurde durch offenes Wasser am 29. März aufgehalten, überschritt den 88. Breitegrad am 2. April und den 89. am 4. April und erreichte den Nordvol am 6. April. Am 7. April wurde der Nordpol verlassen, am 23. April das Cap Columbia erreicht, am 27. April erfolgte die Wieder¬ einschiffung an Bord der „Roosevelt“. Am 18. Juli verließ die Expedition Cap Sheridan, am 18. August wurde das Cap Sabine passiert und am 26. August das Cap York verlassen. Alle Mitglieder der Expedition trafen in Indian Harbour bei guter Gesundheit ein, mit Ausnahme des Professors Marvin, der am 10. April in¬ folge eines Unglücksfalles 45 Meilen nörd¬ lich von Cap Columbia ertrank.

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