74 ins Schloß fuhr, auf dem ganzen Wege von einer vieltausendköpfigen Menge mit stür¬ mischem Jubel begrüßt. Im Schlosse an¬ gelangt, wurde Dr. Cook sofort vom König in Audienz empfangen. Am Abend gab es zu Ehren Cooks ein Bankett im Rathaus; am 5. September 1909 wurde der For¬ schungsreisende zur königlichen Tafel zu¬ gezogen. Inzwischen waren telegraphische Glückwünsche seitens des Königs Eduard von England, des Königs Hakon von Norwegen, des Präsidenten der Vereinig¬ ten Staaten Taft für Dr. Cook in Kopen¬ hagen eingelangt. Am 6. September 1909 endlich beschloß das Kuratorium der Kopenhagener Universität, dem Vorschlage der mathematisch= naturwissenschaftlichen Fakultät, Dr. Cook zum Ehrendoktor der Kopenhagener Universität zu ernennen, beizupflichten. So häuften sich die Ehrun¬ gen für den „Entdecker des Nordpols“, die Welt glaubte an dessen Erfolg und selbst eine ganze Reihe von Nord= und Südpol¬ fahrern der verschiedensten Nationen, so der Schwede Dr. Nordenskjöld, der Öster¬ reicher Dr. Julius Kepes (ein Teilnehmer der Payer=Weyprechtschen Nordpolexpe¬ dition), der Däne Hovdaarg, der Norweger Sverdrup, sprachen sich für die Glaubwür¬ digkeit der Cookschen Mitteilungen aus Doch wurden bereits hie und da leise Zweifel über die Richtigkeit der Cookschen Angaben geäußert und gerade in seinem Heimatlande begannen zuerst skeptische Stim¬ men laut zu werden. Man müsse, so wurde in New Yorker Frühblättern bereits am 3. September bemerkt, die Veröffentlichung wissenschaftlicher Beweise für Cooks An¬ kunft am Nordpol verlangen; der ameri¬ kanische Admiral Hellwey, der drei arktische Reisen mitgemacht, erklärte den Cookschen Bericht geradezu für erdichtet; in der in Winepig (Kanada) zu jener Zeit abgehal¬ tenen Versammlung der „British Associa¬ tion“ war man, obwohl die Mehrzahl der gelehrten Teilnehmer dieser Versammlung Cooks Bericht als glaubwürdig bezeich¬ neten, doch darüber einig, daß der einzige Beweis, den Cook für die Richtigkeit seiner Behauptungen zu führen in der Lage wäre, durch seine astronomischen Aufzeichnungen geführt werden müßte. Da kam eine zweite Überraschung: Ein vom 6. September 1909 datiertes Tele¬ gramm aus New York meldete, daß der „Associated Preß“ eine Nachricht Pearys die in Indian Harbour auf Labrador ans Land geschwemmt worden ist, von dort auf telegraphischem Wege über Cap Ray auf Neufundland zugegangen sei. Diese De¬ pesche lautete: „Stars stripes nailed to northpol“ (zu deutsch: „Sternenbanner auf Nordpol aufgepflanzt"). Ein dieselbe lako¬ nische Meldung enthaltendes Telegramm war am selben Tag auch dem Reuterschen Bureau in London zugekommen. Der Sekretär des „Arctic Club“, Bridgeman, endlich hatte am selben Tag aus St. Johns auf Neufundland folgendes Telegramm er¬ halten: „Pol erreicht, Dampfer „Roosevelt“ unversehrt. Peary.“ Nach einem weiteren Telegramm Pearys an die „New York Times“ hatte er den Nordpol am 6. April (die Angabe des Jahres fehlte in der De¬ pesche; nachdem jedoch Peary erst im Juli 1908 zu einer Expedition auszog, so konnte nur der 6. April 1909 gemeint sein) er¬ reicht. Eine Depesche Dr. B. Me Millans, eines Mitgliedes der Expedition Pearys, an den Vorsteher der Akademie in Wor¬ cester endlich lautete: „Nördlichsten Punkt Erde endlich erreicht. Grüße an Fakultät und Studenten.“ Was man ursprünglich für einen schlechten Witz der Amerikaner, für eine Persiflage der Dr. Cook in Europa gewordenen Ehrungen ansah, erwies sich als echt— soweit eben nur die Tele¬ gramme, die Pearys Erfolg meldeten, in Betracht kamen. So schienen sich die Wunder zu über¬ stürzen; innerhalb weniger Tage kam zum zweitenmal die Nachricht, daß ein kühner amerikanischer Forscher den Fuß auf den nördlichsten Punkt der Erde gesetzt und dort das Sternenbanner aufgepflanzt habe. Dies¬ mal hieß der Besieger Peary, ein Name, der der wissenschaftlichen Welt seit langem geläufig war als einer der kühnsten, ent¬ schlossensten und waghalsigsten Pioniere unter den arktischen Forschern. Diesmal waren es die Wellen, welche die Kunde
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