bar Getöteten. Mit einem furchtbaren Schrei brach sie an der Bahre zu¬ sammen. „Arm's Dirndl!“ murmelte der Meierhofer. „Wie gern sie ihn gehabt hat!“ Da erhob sie den Kopf wieder, ihre Blicke kreisten wie irr umher. sagte sie mit heiserer „Leut', Stimme, „Männer, ich kann euch sagen, wer den umgebracht hat — es ist kein ein Mord, ein himmel¬ Unglück — schreiender Mord, wie noch keiner da war, wie keiner mehr kommt — ich # ich Ehe sich noch das entsetzliche Wort aus ihrem Munde rang, fiel plötzlich ihr Blick auf Vroni, die dem Verletzten das kühlende Tuch wieder auf der Stirn zurecht richtete. Wie von einem Blitz¬ strahl getroffen, verstummte und er¬ sich starrte sie da. Sie erhob sich, strich die Haare aus der Stirn und ließ sich willenlos von einem der Mitleidigen nach dem Hause führen. Nur der Gendarm notierte sich kopf¬ schüttelnd eine Bemerkung in sein Dienstbuch. Mit hastigen Sprüngen, so rasch sie die zitternden Füße trugen, eilte Leni zur Treppe empor auf den Holzaltan, von dem man im ersten Stocke weithin das Tal übersah. Dort an die Brüstung geklammert, verfolgte sie mit brennen¬ den Blicken den kleinen, stillen Zug, so lange sie ihn sehen konnte. Als die leuchtenden Sonnenstrahlen auf dem goldenen Scheitel Vronis spielten, daß er weithin schimmerte, war's, als wollte es einen Moment triumphierend um die Mundwinkel der Lauscherin zucken; aber im nächsten Augenblick brach sie schaudernd an dem Holzgitter zusammen und barg den Kopf in den Händen. ihre murmelten „Totbeterin!“ Lippen. 8. Kapitel. Martl lag in schwerem Wundfieber zwischen Leben und Tod. Vroni wich als treue Pflegerin nicht von seinem 17 Bett. Im Dorfe gingen die seltsamsten Gerüchte um. Man erzählte sich dieses und jenes. Keiner wußte Bestimmtes. War's ein Unglück, war's ein Ver¬ brechen? Und wer hatte dieses be¬ gangen? Der Gendarm aber verfolgte seine Spur mit einem wahren Feuereifer. Kein Mißerfolg schreckte ihn ab. Er forschte und lauschte und war überall, wo von dem Ereignis gesprochen wurde welches die ganze Umgegend beschäf¬ tigte. Wo er weilte, trug er die beiden Joppenknöpfe bei sich, die er in der Nähe der Unfallstätte gefunden hatte, und kein Bursche ging an ihm vorüber, dessen Kleidung er nicht genau ins Auge gefaßt hätte. Lange schien alle seine Mühe vergeblich und boshafte Leute im Dorf und in der Umgebung fingen be¬ reits an, ihm spöttisch zuzurufen, wenn er vorüberging: „Habt's 'n Mörder chon? Plötzlich kam ein Lichtblick in das Dunkel. Am Sonntag abends einmal war's, als der Gendarm die Joppe gefunden zu haben glaubte, die zu seinen beiden Knöpfen gehörte. Freilich geriet er über die Entdeckung in eine nicht geringe Aufregung. Denn derjenige, welcher die Joppe trug, war nicht etwa ein Loder ein Lump — ein Bursche, dem jeder so etwas zugetraut hätte; nein, ein wohlhabender, bestbeleumundeter Bauernsohn — kurz und gut, Veitl war's. Der Gendarm nahm den Bür¬ germeister auf die Seite und dieser einige andere angesehene Gemeinde¬ mitglieder. Man steckte die Köpfe zu¬ sammen, man beriet — man suchte nach einem Ausweg; aber man fand keinen. Wenn's wirklich so war, gab's eine Schande für das ganze Dorf. Einer einer besten Söhne! Aus einer der besten Familien. In Gottes Namen, hieß es zuletzt. wir wollen dem Gesetz nicht im Wege sein und der Gerechtigkeit — tut eures Amtes! Es war in einem Nebenstübchen des
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