2 Hochbäurischen Mod' sein — auf'm Meierhof, wo i herstamm', kennt ma so was net! I hab’ dir's vor acht Tag g’sagt auf'm Tanzboden: Mei angebliche Lieb' zu dir war a Irrtum! Irrt sich der Verstand so oft —nachher kann's beim Herz a amal vorkommen! Desto näher i di hab' kennen lernen mit deiner G’spusitreiberei nach alle Seiten, mit dei'm Getuschel mit dem und dei'm Gelächter mit dem — desto mehr is wie ein Blattl nach'm andern von an welken Baam ein Gedanken um den andern von dir abg’fallen! Wir passen net z'samm — a echte und wahre Lieb gibt's bei mir nur zu der Vroni also b’hüt' di Gott und halt mi nimmer 7 auf. „Martl!“ rief das Mädchen halblaut und faßte seine Hand, „geh net so es gibt a Unglück! Du magst ja recht 1 hab'n — ich bin a verwöhnte, hoffartige Bauerntochter — i hab's gern g’sehen, wenn alle Burschen vom Dorf und vom Tal mir schön tun und sich um mi reißen —aber weißt, gern hab'n, so aus der tiefsten Seel 'raus, kann i doch nur ein' — kann i nur dich! Dös weiß i erst ganz, seit du mir d’ Lieb auf¬ g'sagt hast! I hab' kei Ruh mehr bei Tag und Nacht — i muß rein wahn¬ sinnig werd'n, wenn du mich verlaßt und du därfst amal net!“ Sie stampfte heftig mit dem Fuß auf und ihre Augen sprühten Blitze. „Ah, schau!“ sagte er spöttisch. „Meinst vielleicht, du bist a Katz und i bin a Maus, daß du nur so spielen kannst mit mir? B’hüt di Gott und nimm dir a Lehr' draus, daß a ehr¬ licher Bursch kei Spielzeug is!“ Mit einem Ruck riß er sich los und trat in die Budenreihe hinaus. „Martl! Martl!“ rief sie noch ein¬ mal; aber es war vergebens. „Und i duld's net — i leid's net i vergönn' ihn ihr net!“ murmelte sie unter plötzlich hervorbrechenden Tränen, während ihre Augen den Entflohenen unter der Menschenmenge suchten. Langsam, scheinbar ruhig, wenn auch ihre Wangen glühten und ihr Herz laut gegen das reichgeschmückte Samt¬ mieder schlug, trat sie dann selbst unter die Leute hinaus und ging spähend die Budenreihe auf und ab. Nach einer Weile schien sie entdeckt zu haben, was sie suchte. Es war, als wollten ihre brennenden Blicke das Bild verzehren, das sich ihr bot. Martin Meierhofer stand vor einer Bude, wo Seidenzeuge, wie sie der weibliche Teil des Gebirgs¬ volkes als Festschmuck trägt, in reicher Auswahl zu kaufen waren. Da gab es Schürzen in lichten Farben, Schlipse mit langen Fransen und vor allem prächtige Busentücher mit buntem Blumengewebe, wie Mädchen und Frauen sie zwischen Hals und Mieder trugen. Um ein solches Stück schien der Bursche eben zu werben. Neben ihm stand ein Mädchen mit aschblonden Haaren, sanften Rehaugen und milch¬ weißen Wangen; ihre Blicke hingen mit unverhohlener Zärtlichkeit an ihrem schmucken Begleiter, der auch öfter in ihre Augen sah als auf die Waren, die der Händler geschäftig vor dem reichen Bauernsohn ausbreitete. Manche, die vorübergingen, schmunzel¬ ten und stießen sich an, wenn sie das schmucke Liebespaar betrachteten. „Schau,“ meinte ein Mädchen nei¬ disch zu ihrer Freundin, „macht die arme Dirn ein Glück, hat den reichsten Burschen zum Schatz!“ „Mei,“ lachte die andere hämisch, „er hat erst die fürnehme Großbauern¬ tochter sitzen lassen, wird's der armen Häuslersdirn auch net anders geh'n!“ Leni verfolgte inzwischen, hinter einer Bude versteckt, jede Bewegung der beiden jungen Leute. Jedesmal, wenn der Bursche mit einem innigen Blick zu dem Mädchen niedersah, gab es ihr einen Stich durchs Herz. Sie hätte hin¬ zuspringen und die gehaßte Neben¬ buhlerin von seiner Seite reißen mögen. O, wenn er sie nur nicht ver¬ stoßen hätte! Wie gern hätte sie jetzt alles Kokettieren, alles hoffärtige Spiel mit Männerherzen aufgegeben— wie gern hätte sie demütig nur ihm, und
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