Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

August. 155 St. Valentin das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Aus diesem Anlasse wurde dem allseits geachteten Jubelpaare amVorabend vom St. Valentinen Männergesangsklub und der Musikkapelle ein solennes Ständ ­ chen dargebracht. Am Festtage wurde das greise Brautpaar unter klingendem Spiele zur Pfarrkirche geleitet, woselbst der Konsistorialrat und Pfarrer Herr Alois Schmidt den Trauungsakt vollzog. Nachher fand in Schnetzingers Gasthaus eine schöneNach ­ feier statt. 18. In Garste» hat sich Josef Wahl, Werkmeister der k. k. Strafanstalt Garsten, mit FräuleinAnnaRotter, Haus ­ besitzerstochter, verlobt. 23. Der Kapellmeister des k. u. k. In ­ fanterie-Regiments Erzherzog Ferdinand Nr. 48 iu Preßburg, Ludwig Großauer, ein Sohn des seinerzeitigen lang ­ jährigenMusikschulinhabers u. BürgerkorpsKapellmeisters gleichen Namens in Steyr, und ein Bruder des Kapellmeisters Herrn Moritz Großauer in Steyr, hat sich mit Frl. Irma Hanke aus Preßburg verlobt. 24. In Steyr verschied Fräulein Anna Urban, Posamentierarbeiterin, im 23. Lebensjahre, ferner Franz KampenHuber, gewesener langjähriger Hausdiener in Hofers Eisenhandlung, im Alter von 40 Jahren. 25. In Steyr starb Ferdinand Ze ­ hentner, Privat und Hausbesitzer, im Alter von 66 Jahren. — Ferner ist der Taglöhner Matthias Bühringer in seinem 5g. Lebensjahre gestorben. 20. In Steyr traf Graf KlammMarlinetz samt Gemahlin mittels Auto ­ mobil aus Klamm (Kran) ein nnd stieg im Hotel „Steyrerhof" ab, wo das Miltag ­ essen eingenommen wurde. Nach Tisch be ­ sichtigten die Besucher die Villa Vogelsang und fuhren dann nach Dorf n. d. Enns, um Baron Imhof einen Besuch abzu ­ statten. 27. Der beschäftigungslose Gastwirtsohn und ausgelernte Fleischhauer Jo ­ hann Fuchshuber iuSteyr, erst 23 Jahre alt, hat an seiner Mutter, welche ihn wegen seines liederlichen Lebenswandels zur Rede stellte, einen Mordversuch unter ­ nommen, indem er auf dieMutter mit dem Revolvereindrang undauf sie dreiSchüsseabfeuerle. Die Frau wurde zwar nicht ge ­ troffen, brach aber vor Schreck ohnmächtig zusammen. 28. InSteyr starb FlorianSchrei ­ berhuber, Tischlers- und Hausbesitzerssohn, 2t Jahre alt, Kegelprielstraße 31. 28. JohannCzaloun, Schlosserder österreichischen Waffenfabrik, Objekt XI, in Steyr feierte sein 40jähriges Arbeitsjubitäum. 29. In Steyr feierten Fleischhauer ­ meister undHausbesitzer August Kammer ­ hofer und Frau am Grünmarkt im Familienkreise das Fest der silbernen Hochzeit. 30. In Steyr feierte Leo Zimpel, k. k. Professor, Ehrenmitglied des M.-G.-V. „Kränzchen" ein ebenso liebenswürdig be ­ scheidener, als hervorragender Künstler, dessen Arbeiten auf dem Gebiete der Plastik und Malerei seinen Namen weit und breit bekannt gemacht haben, das Fest der sil ­ bernen Hochzeit. Bautätigkeit in Steyr. Unser Stadtteil Ort ist in der vergan ­ genen Bausaison um zwei herrliche Neu ­ bauten bereichert worden. Es ist dies die im modernsten Baustil errichtete Villa des Waffenfabriksdirektors Otto Schönauer und die im künstlerischen Stile erbaute, aber bis zum Schluffe unseres Kalenders noch unvollendete Meisterschule des Stahlschneide-KünstlersMichaelBlümelhuber, welcheBauten wir in wohlgelungenen Auf ­ nahmen auf Seite 152 und 153 zur An ­ sicht bringen. Auch einige andere Neu ­ bauten sind in diesem Stadtteile in Angriff genommen worden. Schlußwort. Mit 31. August schließt das Jahr, über dessen Ereignisse von Steyr und dessen Industriegebiet wir in der Chronik berich ­ teten. Versunken ist wieder ein Jahr ins Meer der Vergessenheit, ein Jahr mit allem Weh, mit aller Freude, nichts bleibt als die Erinnerung. So geht es Jahr umJahr, aus den Jahren werden Jahrzehnte, Jahr ­ hunderte, Jahrtausende; sie alle sinken zu ­ rück ins unergründliche Nichts. Generatio ­ nen, Völker entstehen und verschwinden und die Zeit schreitet, hoheitsvoll, majestätisch, unaufhaltsam weiter und ihre Ereignisse werden von Chronisten verzeichnet. So gut es ging, haben auch wir die hieher gehörenden Ereignisse des abgelaufe ­ nen Jahres in unserer Chronik ausgenom ­ men. Sollte etwas übersehen sein, so bitten wir um gütige Nachsicht, denn bei dem erst knapp vor dem Erscheinen des Kalen ­ ders erfolgten Wechsel in der Redaktion desselben dürfte es wohl leider kaum aus ­

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