Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

90 Aber die Gegenrevolution nnd der mit ihr offen sympathisierende Sultan hatten diesmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht — sie hatten die Klugheit, den Mut und die Energie der snngtürkischcn Führer unterschätzt. Diese aber holten sofort zum Gegcnschlag aus. Von Saloniki aus ward dieser geleitet und Marschall Ma hin ud Sch c f k e t, der Kommandant des dritten Armeekorps, war die Seele und der Arm des ­ selben. Die Truppen dieses Korps, von fungtürkischcm Geist erfüllt, wurden sofort gegen Konstantinopel dirigiert; unterstützt von den Truppen anderer, ebenfalls dem Jungtürkcntum Konstantinopel selbst ein, wo sie rasch die Gegen ­ wehr der an der Gegenrevolution vom 13. April beteiligten Garnisonsleilc überwältigten, während sich die Besatzung des Jildis kampflos ergab; am 24. April wurde der Belagerungszustand für Konstantinopel proklamiert nnd die Militär ­ diktatur inauguriert; am 27. April beschloß die türkische Nationalversammlung endgültig die Ab ­ setzung Abdnl Hamids nnd die Prokla ­ mierung Mchmed Reschad Effcndis — des im Jahre 1841 geborenen ältesten der drei noch lebenden Brüder des Sultans Abdul Hamid — zum Sultan; am selben Tage ward Avdlik Kamid, dcr entthronte Sultan der Türkei. ergebenen Armeekorps — so des zweiten — uud zahlreichen Freiwilligen, rückten sic unaufhaltsam gegen die Hauptstadt vor; am 19. April war die Vorhut dcr Frciheitsarmee bereits in San Stefano und die letzte Befestigungslinie vor Konstantinopel von den anrückcnden Truppen besetzt; am 22. April beschlossen 220 inzwischen in San Stefano unter dem Schutze dcr FrciheitSarmec als Nationalversammlung zusammcngetrctcne Deputierte und Senatoren in geheimer Sitzung prinzipiell die Absetzung des Sultans Abdul Hamid; in dcr Nacht vom 23. auf den 24. April rückten, nach vollständiger Zernierung Konstantinopels, die fungtürkischcn Trnppcn in dem abgcsetztcn Sultan durch eine Deputation der Nationalversammlung, als deren Sprecher der Deputierte von Turazzo, der Gendarmeriekommandant General Essad Pascha fun ­ gierte, die Mitteilung von seiner Entthronung gemacht und derselbe sohin nach Saloniki trans ­ portiert, wo ihm eine militärisch streng bewachte Villa zum Aufenthalt angewiesen wurde. Am selben Tage bestieg endlich der neue Sultan den Thron. So vollzog sich Schlag ans Schlag das Schicksal Abdul Hamids, ein Schicksal, das er durch feinen Verrat an dcr selbst gegebenen uud re ­ aktivierten Verfassung und seine Nänkcspiclc

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