Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

81 Aerrtschland. In dem internationalen Konknrrcnzkampf, welcher der Eroberung der Luft gilt, nimmt Deutschland einen der ersten, wenn nicht gar den ersten Platz ein. Was General der Kavallerie zur Disposition Dr. Jng. Graf Zeppelin auf diesem Gebiete geleistet hat, das steht ja wohl unerreicht da nnd sein glänzender Flug mit dem ersten Zeppeliu wird — wenn ec auch mit der Vernichtung des Luftschiffes endete — doch einen monumentalen Markstein in der Ge ­ schichte der Aerouantik bilden. Er sei daher in Kürze skizziert l Nach verschiedenen kleineren und größeren Experimenten und Ausflügen stieg Graf Zeppelin am I. Augnst 1908, nm 6 Uhr 22Mipasfierie er Basel in einer Höhe von etwa 200 Meter, um '/-I llhr flog das Luftschiff an der Westseite des Straßbnrger Münsters in ruhiger, majestätischer Fahrt vorbei, um 1 llhr 13 Miuutcu kam es bei Karlsruhe in Sicht, es fuhr am linken Nheinufcr, hell in der Sonne leuchtend, dahin, nm 2 Uhr 20 Minuten passierte cS Mannheim, um V-4 Uhr wurde das Luft ­ schiff südlich vou Mainz gesichtet. Um V-6 llhr abends landete der Ballon — ob zwangsweise in ­ folge eines Maschinendefekts oder freiwillig, ist eigentlich nie ganz aufgeklärt worden — eine halbe Stunde rheinabwärts von der Stadt Op ­ penheim, bei Nierstein ans einer vom Rhein umspülten Insel schnell und ohne Unfall. Nach der nach Eintritt der Tnukelhcii um VU1 Uhr Hraf Zeppelin. nuten morgens, zn seiner ersten — und, was den Ballon selbst anbclangt, auch letzten — großen Dauerfahrt mit dem iu der schwimmenden Ballonhalle zn Manzell am Bodensee nntcrgebracht gewesenen Aluminium-Luftschiff empor. In der vorderen Gondel befanden sich — außer dem Grafen selbst — Baron B a s s u s, Ober ­ ingenieur Dürr, zwei Unterkapitäne und drei Monteure, in der mittleren ein Neffe des Grafen, in der Hinteren Ingenieur Strahl und zwei Monteure. Das Luftschiff schlug die Richtung von Friedrichshafen über den See, das Nheintal entlang, ein; die Reise ging bis Mainz, wo ge ­ wendet und die Rückfahrt angetrcten wurde. Auf der Hinfahrt zog der Ballon bald nach 7 Uhr morgens über Konstanz, um V-10 Uhr nachts erfolgten Wiederaufnahme der Fahrt passierte Graf Zeppelin gegen Mitternacht Mainz, wendete unterhalb der Straßenbrücke nnd trat zunächst in der Richtung rheinaufwärts die Heimreise an. Um 1 Uhr 45 Minuten morgens passierte der Ballon auf der Rückreise Mann ­ heim, überflog dann, vorn Rhein ablenkeud, um 4 Uhr früh bei Eppingen die württcmbergische Grenze, kam um 5 Uhr 10 Minute» in Lud ­ wigsburg in Sicht und erschien um 6 Uhr 10 Minuten über Stuttgart. Dann trat das Un ­ heil ein. Wegen Ausgang des Gases und wegen eines Motördefckts mußte Graf Zeppelin, bevor er Friedrichshafen wieder erreichte, kurz vor 8 Uhr früh, 11 Minuten östlich von Echterdingen auf freiem Felde landen. Wie es scheint, war 6

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