74 „Lieb«' General ter Infanterie Freiherr von Fejcrvary ! An einem in der Geschichte Meines Heeres besonders denkwürdigen Tage begehen Sic das fünfzigjährige Jubiläum als Ritter dcs MilitärMaria Theresien-Ordcns, welchen Sie in jungen Jahren durch glänzende Leistungen auf dem Gefechtsfelde von San Martino errungen haben. So ehrenvoll Sie Ihre militärische Laufbahn begonnen haben, so vcrdicnstreich ist sie dnrch ein halbes Jahrhundert geblieben, würdig dcs Ordens, der nnr Auserlesenste zu seinen Mit gliedern erhebt. Musi Sie der Rückblick ans Ihre militärische Vergangenheit mit stolzer Freude erfüllen, so ist es Mir — als dem Großmeister des Ordens nnd im Sinne seiner glorreichen erhabenen Stifterin — eine liebe Pflicht, Ihnen einen neuerlichen Beweis dankvollster Anerkennung zn geben, indem Ich Ihnen die Brillanten znni Ritterkreuz des Militär-Maria ThcresicnOrdens verleihe. Möge dieser seltene Schmnck noch durch lange Jahre vollster Rüstigkeit Sie zieren nnd Ihnen Meine dauernde Gewogenheit ebenso versinnlichen, wie die vcrehrungsvollen Gefühle Meiner Wehrmacht, welcher Ihre ritterliche Tapferkeit vorbildlich bleibt. Wien, am 23. Juni 1909. Franz Joseph m. p." Am 2l. Mai 1909 wnrde in Aspern und am folgenden Tage am Heldcnplatze zu Wien im Angesicht des Erzherzog-Karl-Tenkmals in glän zender Weise nnd unter Anteilnahme des Kaisers die 100. Wiederkehr der Tage gefeiert, an denen Erzherzog Karl bei Aspern (2l./22. Mai 1809) den großen Franzoscnkaifer besiegte nnd ihm den Nuhmeskranz der Unbesiegbarkeit entriß. Wohl blieb der Sieg dcs Erzherzogs ohne praktische Folgen — er war eben nicht rasch genug ausgenüht worden — . aber der Stern dcs Napolconiden war doch znni erstenmal verdunkelt worden; es war eine Mahnnng an die Vergänglichkeit alles Irdischen, eine Ver gänglichkeit, die Napoleon I. wenige Jahre später noch bitterer an sich selbst erfahren sollte. Dem Gedenken dcs Sieges bei Aspern galt auch die im Frühjahr 1909 in Wien veranstaltete Erz herzog Karl-Ansstcllnng, die in zahllosen Por träts dcs Siegers, in zahlreichen Reliqnien des selben, in Schlachtenbildern usw. dem Besucher das Bild des Gefeierten und seiner Zeit lebhaft vor Angen führte. Ilm 20. September 1908 waren cs 500 Jahrc, daß die Hauptstadt des östlichsten Kronlandcs der Monarchie, der Bukowina . — Czernowitz — ihren urkundlichen Geburtstag fand. An diesem Tag erscheint nämlich vor 500 Jahren Czernowitz zum erstenmal als Zollstättc urkundlich erwähnt, wiewohl Funde darauf Hinweisen, daß an diesen! Orte auch eine prähistorische Ansiedlung bestand. Am 20. September 1908 und am Vorabend ward denn auch das 500jährige Jubiläum des Bestandes der Stadt in festlichster Weise be gangen. Nm 5. Juli 1909 ward durch den Kaiser in feierlicher Weise die „Tancrnbahn" eröffnet, eine Bahn, deren Bau den Abschluß einer großzügigen Aktion auf dem Gebiete des öster reichischen Verkehrswesens bedeutet: der Herstellung der kürzesten Verbindung der nordwärts gelegenen Gebiete Oesterreichs und damit anch Süd- und Westdeutschlands und der Hinter länder niit dem Adriatischen Meere, mit unserer einzigen großen Hafenstadt Triest, durch einen ncncn Schienenftrang. Tic „Tauernbahn", oder genancr gesagt die Linie Badgastcin — SpittalMillstättersec, welcher die Feierlichkeit vom 5. Jnli 1909 galt, bildet die letzte Teilstrecke der neuen Alpenbahnen. Wiewohl im ganzen nur 51 llnr lang, stellte dieser Teil der Alpenbahncn doch die größten Anforderungen an die Eisenbahnbautechnik, uud die Bewältigung der ganz ungewöhnlich großen Schwierigkeiten, denen dieser Eisenbahnbau be gegnet, darf Wohl als die Krönung jener Er folge bezeichnet werden, die die heimische Eiscnbahnbautechnik beim Bau der Alpenbahncn in so reichem Maß erzielte. Kaum eine andere Alpcnbahn weist auf einer so kurzen Strecke eine so außerordentlich große Anzahl zum Teil ungewöhnlich langer Tun nels, Viadnkte und sonstiger Kunstbauten aller Art auf. Die sowohl in der Trassenführung als anch in der Gestcinsforination nnd den hydro graphischen Verhältnissen begründeten Schwie rigkeiten, die sich dem Bahnban nebst schweren Elcmentarcreignissen hindernd in den Weg stellten, waren so bedeutend und erforderten neben ruhiger, ausdauernder und zielbewußter fachmännischer Arbeit eine solche Summe von Vorsicht, Kaltblütigkeit und Rastlosigkeit, daß das nunmehr vollendete Werk nicht nur ein
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