Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

73 sich das Abgeordnetenhaus bis 28. September 1909. Das Maguatenhaus nahm dann vorbe ­ haltlos die Ncncrneiinnng des Ministeriums Wekerle zur Kenntnis. Damit war bis 28. Sep ­ tember 1909 Waffenstillstand geschlossen worden. In der diesseitigen Reichshälfte hinwidcr wollte der Konflikt zwischen Deutsch- und Tschecho-Böhmen nicht zur Ruhe kommen. Im Landtag Böhmens kam cs zu so scharfen Kon ­ flikten zwischen den Vertretern der beiden Volksstämmc, daß derselbe am 15. Oktober 1908 ver ­ tagt werden mußte, und alle Versuche, den ­ selben wieder flott zu machen, hatten bis nun Folge. Die feindliche Stellungnahme der tsche ­ chischen Abgeordneten nnd die eigentümliche, ja aggressive Taktik, welche die christlich-soziale Partei der Negierung gegenüber anzuschlagcn sür gut fand, führte aber am 7. November 1908 auch zur Demission des Mi n i st c r i nms Beck, dem unmittelbar ein Bc a mt e nmi n i st erium Biencrth und dann im Februar 1909 ein b u r e a u k r a t i s ch - p a r l amcnt a r i s ch e s Ministcrinm Bienerth folgte, welches am Schluß unserer Berichtsperiode noch im Amte war. Am 24. Juni 1909 — am 50. Jahrestage Zur Erdbebenkatastrophe: Kasenpartie in Messt»«. leinen Erfolg, weil die Tschechen, welche die Herrschaft in ganz Böhmen anstreben, anch den bescheidensten und berechtigtsten Wünschen der Deutschen in Landes- und Landesverwaltungs ­ fragen gegenüber sich ablehnend verhielten. Dieser bereits chronisch gewordene Konflikt, der seinen traurigsten und für die Tschechen wohl beschämendsten Ausdruck in den pöbelhaften An ­ griffen findet, denen die deutschen Studenten in Prag stets wieder ausgesetzt sind und die am 2. Dezember 1908 zur zeitweiligen Verhängung des Standrechtes über Prag führten, hatte auch wiederholte Demissionen tschechischer Minister zur der Schlacht bei Solferino — war die öster ­ reichische Armee Zeugin einer seltenen Ehrung, welche einem ihrer Tapferen zuteil wurde: Zu Solferino hatte sich der jetzige General der Infanterie und Kapitän der ungarischen Trabantcn-Lcibgardc, Freiherr v. F e j c rv a r y, als junger Generalstabshanptmann den Maria Theresicn-Orden erworben und am 24. Juni 1909 empfing der Jubilar ein kaiser ­ liches Handschreiben, das ihm die Verleihung der Brillanten zum Ritterkreuz des MilitärMaria Theresien-Ordens ankündigte. Das denk ­ würdige Handschreiben lautete:

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