Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

39 die Vergangenheit nicht berühren; sieh, dieser wackere Mann, unsere Stühe in der schweren Prüfungszeit, liebt dich mit der Anhänglichkeit, in der er dir seit Jahren zugetanwar; wenn er nun zu dir spräche: Willst du mein Weib werden? Was würdest du ihm ant ­ worten?" „Vater! Vater!" rief schmerzlich er ­ griffen Magdalena, und ein Strom von Tränen stürzte aus ihren Augen, sie verhüllte ihr Antlitz. Eiden dich an sie zu binden, bei der dn nie dein Glück finden kannst. Niemals kaun ich dein Weib werden; frage nicht warum, die Zukunft wird es ent ­ hüllen!" „Lohnst du so die Liebe deines Va ­ ters?" jammerte Goldschlager, „willst du ihm seine letzten Augenblicke nicht noch heiter machen?" „Betrügen will ich ihn nicht," er ­ widerte fest die Tochter, „geh hinüber, Vater, in die bessere Welt, vor den „Antworte mir, mein Kind." Das Mädchen richtete ihr dunkles Auge auf Moser. „Philipp," sprach sie, „ausgebreitet vor mir sehe ich den Reichtum deines edlen Gemütes, groß ­ mütig würdest du dich derer erbarmen, die der stolze Edelmann verstoßen hat, nnd glücklich könnte ich durch dich noch werden. Aber dies verhüte der ewige Gott, daß Magdalena deinen Edelmut mit Lug und Trug vergelte, daß sie ge ­ wissenlos genug wäre, mit heiligen Thron dessen, der deine Liebe dir ver ­ gelten wird. Hier kann deines Bleibens nicht mehr sein, den Jammer könntest du nicht aushalten." Schmerzlich schluchzend sank sie am Lager ihres Vaters nieder. „O Gott", stöhnte der Kranke. Sein Herz klopfte hörbar, kalte Schoner durchrieselten seine Gebeine; plötzlich hielt der Schlag des Herzens stille — er hatte vollendet. ----------- -i- -l- *

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