Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

3« bringen, doch ward Plötzlich an die Tür geklapst nnd ein stattlich junger Mann trat ein, der in einem Atem fragte: „Ihr seid Meister Berblinger? Seid Ihr nicht in dein Hanse des Bürger ­ meisters Besserer bekannt?" „Beides richtig," antwortete der Schneider, „aber was soll's?" „Nnn, Ihr habt Wohl in diesen Tagen ein Geschäft bei dem Bürger ­ meister zu besorgen, das auch Euer Geselle ausrichten kann?" der Session ist, den Auftrag kann ihm ja dann .. „Auch seiue Tochter ansrichten," fiel mit Pfiffiger Miene Berblinger ein, „verstehe, verstehe schon: ja, wahrlich, einen stattlicheren Gesellen konnte der erste Meister des ehrsamen Schneider ­ handwerkes in unserer freien Reichs ­ stadt nicht bekommen, als mir das Glück heute in Euch zugeführt hat. Für den Anzug will ich sorgen, und wenn sonst meine Dienste Euch genehm sind, „Wir haben keinen Gesellen", be ­ merkte die Frau. „Wollte Gott..." „Ich biu für jetzt der Geselle", er ­ klärte der Fremde nnd drückte dem ver ­ blüfften Schneidermeister einen Gold ­ gulden in die Hand. „Ihr habt wohl einen alten Anzug, der für den Gesellen paßt, oder schafft einen solchen gegen Zahlung herbei; dann gebt Ihr mir einen Auftrag, am besten morgen vormittags, wenn der Bürgermeister in werdet Ihr mich stetswillfährig finden. Doch darf ich Euren Namen Nüssen?" „Nennt mich Werner, weiter braucht Ihr Euch nm meine Verhältnisse nicht zn kümmern. Morgen also", worauf er sich verabschiedete. Jetzt war der Schneidermeister wie ­ der Herr im Hause. Er sagte seiner Frau, sie könne jetzt braten nnd kochen, was sie wolle nnd meinte, wo das eine Goldstück sich gefunden, würden sich Wohl noch andere finden lassen. Pfiffig 3 *

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