Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

nachlässigte und nur sann und grübelte, ohne irgend einen ausführbaren Ge ­ danken zu ersinnen. So war die Woche zu Ende undMatthias war nicht mehr imstande, zu denken. Es war ihm so seltsam im Kopfe geworden, er fühlte sich matt und abgeschlagen. Hatte er doch in seiner Sorge nie zu schlafen und kaum etwas zu essen vermocht, und nun rächt es sich, daß er vergessen hatte, daß er einen schwachen Körper befaß. Frostzitternd mußte er sich zu Bette sagte ihm den Dienst. Er wollte sich er ­ heben, seine Glieder waren wie gelähmt und bleich sank er in die Polster zurück. „Ist dir schon wieder schlecht?" rief der Knecht. Matthias vermochte kaum mit dem Kopfe zu nicken. „Soll ich den Bader holen?" „Nein!" stießMatthias mühsam her ­ vor. „Nichts, nichts! Hilf mir auf!" Der Knecht hob den Bebenden in die Höh'. „Sollst doch lieber im Bett legen und der lang entbehrte Schlaf kam schwer und bleiern über ihn. AIs er am Sonntag gegen Mittag erwachte, fühlte er sich nicht viel kräf ­ tiger, und schon wollte er rufen, als der alte Großknecht zu ihm in die Kammer trat und ihn fragte, ob er nicht wisse, wo der Jakob hingegangen sei, da er noch nicht heimgekommen wäre und das Bett auf seiner Kammer unberührt sei. Matthiaswollte reden, die Zunge ver ­ bleiben. Hast ja dein altes Fieber wieder." „Nein, hinaus!" ächzte Matthias. Der Knecht half ihm ankleiden und ging dann auf sein Geheiß hinab. Mühsamfolgte ihmMatthias. Unten hatte man jedoch keinen Blick für sein verstörtes Aussehen, denn der Bauer war zornig über das Ausbleiben des Jakob, den er in einem Liebesabenteuer verwickelt glaubte. Ruhelos trieb es denMatthias hinaus

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