Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1910

3 und die besten Knechte und es war zum Verwundern, wie viel das Stückel Feld Jahr für Jahr eingebracht hat — selbst in schlechten Erntejahren hat die Scheuer des Försters niemals Platz ge ­ habt, alles aufzunehmen. Fragen hat man den Wendlehner nicht dürfen, wie das käm', fönst wär' er bös' geworden, und so hat es der Förster hingenommen und demBauer an zehn anderen Seiten vergolten. Kurz, es waren die besten Förster hinüber, welcher eben aufstand, ein Geldstück auf den Tisch warf und hinausging. „Das ist ja seltsam! Und wie ist das gekommen?" „'s ist eine lange Geschichte — " er ­ widerte Sepp. „Eine lange Geschichte und eine traurige noch dazu." „Erzähl', erzähl'!" drängte der Ur ­ lauber. „Wirst dir den Sonntag verderben", warnte Sepp. Der Urlauber jedoch Freunde, die es nur geben kann — einer hätt' das Leben für den andern gelassen und heut' — heut' sind's die ärgsten Todfeinde, die man sich nur denken kann. Sie hassen sich wie die Sund' und der Wendlehner würd' sich die Hand lieber selber abhacken, ehe er sie dem Förster Hinhalten tät. Hast seine Blicke vorhin Wohl gesehen?" „Das ist ja seltsam!" rief der Ur ­ lauber tief aufatmend aus, während die anderen ihm zunickten, und sah auf den drängte immer mehr, bis Sepp die Pfeife ausklopfte und vor sich hinlegte, sein Glas zur Neige trank, mit dem Deckel nach einem frischen klappte und zu erzählen begann, während die übri ­ gen Burschen aufhorchten, als sollten sie etwas Überraschendes, Neues und nicht selbstMiterlebtes und oft Besprochenes hören. „Also" — begann Sepp — „jetzt sind sie Todfeind'! Zum Herbst werden es zwei Jahr', daß sie's sind. Kennst du 1*

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