Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

114 Wohnzimmer des Kommandanten, ein Kapelle“ am Wachberg, welche an der Siegel desselben, sowie eines der Republik. Biegung der Straße nach Sankt Peter Ein Teil des Heeres zog damals teht, zum Gedächtnisse an diese Begeben¬ über den Wachberg nach Sankt Peter, heit auf dem Hügel, in welchem sich die um sich dort mit der Hauptarmee zu ver¬ Gebeine der sechs erschossenen Soldaten einigen. In das Anwesen des Klein¬ samt ihren Pferden befinden, errichtet. hrarergutes am Behamberg wollte Drei von den Pferdesätteln hat Frau Kautsch, die Gattin des verdienstvollen französische Kavallerie gewaltsam ein¬ dringen. Die Inwohner hatten sich, so Kustos des städtischen Museums in Steyr, gut es ging, verrammelt und versperrt, Herrn Jakob Kautsch, seinerzeit in jenem chossen von den Fenstern auf die Ein¬ Hause noch aufgefunden und für das dringlinge und töteten sechs Mann von Museum erworben. ihnen. Sie begruben sie auf einem Felde Wir hoffen, daß diese kleine Erinnerung unterhalb des Hofes. Wie Frau Marianne an die vor hundert Jahren stattgehabte Kautsch im „Alpenbote Nr. 14 vom letzte Invasion der Franzosen in den Erb¬ 16. Februar 1908 in ihrem Aufsatze landen Oesterreichs gewiß alle geehrten „Einiges aus der französischen Invasions¬ Abnehmer des Steyrer Kalenders inter¬ essieren wird. zeit“ erzählt, wurde die sogenannte „rote □ Der blinde Spielmann. Es zog ein blinder Spielmann Und alles, was der Menschheit Don Haus zu Haus so arm, Den rauhen Pfad verschönt, Doch seiner Flöte Töne Das klang aus Spielmanns Flöte, Entquollen reich und warm. Doch — ihm war's nie gegönnt. Er pries des Lebens Freuden Und lange mußt ich lauschen So wahr, so schön und rein Dem buntgemischten Klang; Und — stand so mitleidweckend Dann hätt' ich weinen mögen, In aller Not allein. So ward mir weh und bang. Er hat der Liebe Klänge Es klang ja aus den Liedern So innig rein entlockt, Ein grauser, bittrer Hohn: Doch hab' ich da gefürchtet, „Du singst des Lebens Schönheit Daß ihm der Rhpthmus stockt: Und weißt doch nichts davon!“ „Wie kannst du Liebe preisen, Du rührst die vielen Wunden, Der Liebe nimmer fühlt? Die schlechtvernarbten, auf Hast wohl ein alt Erinnern Geh' fort, du blinder Spielmann, Im Herzen aufgewühlt? Ich kenn' des Lebens Lauf! Albert Bachner.

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