Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

110 Aber auch Samo war ihr immer zu¬ seit Jahr und Tag tief im Herzen den geneigt, gleich wie den Wenden in To¬ Wunsch, nicht nur deine Helferin im ducha, für welche er, selbst dann, als der Kampf, auch dein Weib zu sein? Kaufherr aus Franken der gewaltige Und sie schlang ihre Arme um ihn König und Herrscher des ersten großen und diese beiden so eigenartigen Menschen Slawenreiches geworden war, das die tauschten den ersten Kuß im Leben — für Geschichte kennt,!) immer der blieb der das Leben, und der Jubel der Seinen, er diesen Wenden zu Anfang seiner glän¬ der sich nun erhob, bewies Samo, daß zenden Laufbahn in Liebe gewesen: ihr seine Wahl aller Beifall gefunden hatte. „Bruder Samo“! Noch ehe Samo auszog zu weiteren Kämpfen gegen die Awaren, wurde Petka 1) Das gewaltige Slawenreich, das Samo schuf, um¬ seine Frau und er hatte es nie zu be¬ faßte Böhmen, Mähren, Nieder= und Oberösterreich, Steier¬ mark Kärnten und das östliche Tirol. Samo wurde auch reuen, denn sie war auch fürderhin seine den Westfranken furchtbar und starb auf der Höhe seiner Macht im Jahre 658. Mitkämpferin im Streit und auch seine Pflegerin im trauten Heim. Aus der französischen Invasionszeit. wundarzt Ignaz Zach dem städtischen Das Jahr 1909 bringt zum hundert¬ Museum in Steyr hinterlassen hat. jährigen Gedächtnisse die Erinnerung an Wir bringen nebenan eine Reproduktion schlimme Zeiten. Die Bedingungen des dieses interessanten, seltenen Kupferstiches, Preßburger Friedens (26. Dezember 1805) welchem folgende textliche Erklärung bei¬ waren für Oesterreich viel zu hart, als gegeben ist: daß sie auf die Dauer hätten ertragen „Nachdem die k. k. französische Armee werden können, und so entschloß sich Kaiser bis an die Traun vorgedrungen war, Franz I. zur Wiederaufnahme des Kampfes. setzte sich derselben bei Ebelsberg das Im Frühjahre 1809 herrschte in allen Korps des kaiserlich=österreichischen Ge¬ deutschen Provinzen große Begeisterung nerals von Hiller entgegen und verteidigte und auch die patriotischen Kreise Deutsch¬ diesen Posten auf das tapferste, so daß lands richteten hoffnungsvoll ihre Blicke es dem kais. königl. französischen General auf Oesterreich, welches den Uebermut des nur mit der größten Anstrengung gelang, Franzosenkaisers Napoleon I. brechen sollte. sich der Brücke zu bemächtigen. Drei Aber Erzherzog Karl hatte mit der mutvolle Angriffe wurden zurückgewiesen Hauptarmee eben erst Niederbayern erreicht und nur durch die angestrengteste Tapfer¬ und seine Armeekorps zwischen Regensburg keit der Schützen vom Po konnte endlich und München verteilt, als der mit ge¬ diese Position von der französischen Armee wohnter Schnelligkeit herbeigeeilte Korse genommen werden.“ ihn angriff und in fünftägigen Gefechten Napoleon war mit seinen Ordonnanzen (19. bis 23. April) die Oesterreicher seiner Armee vorausgeeilt und über die zersprengte. Traun gegangen und hatte sich in einem Eine der denkwürdigsten Episoden aus großen Bauernhof, welcher auf einer An¬ jener Zeit ist die Schlacht bei Ebels¬ höhe ober Ebelsberg liegt, „Maier zu berg am 3. Mai 1809, wovon eine Baumgarten“, einquartiert. Von dort bildliche Darstellung der verstorbene Stadt¬

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