Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

83 lerischen Ehre verletzte Sieger im Konkurrenz¬ Hauskomponist Mögele lange Zeit galt, den Weg kampf um den Bau des Wiener städtischen Mu¬ über die Bühnen der meisten Gesangs= und Ge¬ seums gestorben — und der Weg steht zu selligkeitsvereine. — Am 7. Dezember 1907 weiteren Aspirationen der „Modernen“ offen. starb in Wien der Historienmaler und frühere Ein trauriges Stück Wiener Kunstgeschichte! Professor an der Wiener Akademie der bildenden Am 29. November 1907 starb in Wien der Künste August Eisenmenger. Er war in Kammersänger i. P. Louis Bignio im 71. Le¬ Wien am 11. Februar 1830 geboren und ein bensjahre. Im Besitz eines weichen, echt lyrischen, Schüler und langjähriger Gehilfe Rahls. Von klangschönen Baritons, war Bignio vom Jahre ihm stammen u. a. die Deckengemälde im Wiener 1863 bis 1884 eine hervorragende Stütze der Großen Musikvereinssaale, im Rathause („Stadt¬ Wiener Hofoper. Bignio war am 29. Juli 1839 erweiterung“ und „Apotheose der Austria“), der in Budapest als Sohn eines höheren Beamten Fries „Die Naturgewalten und deren Bezäh¬ geboren worden. — Am 6. Dezember 1907 mung durch die Grazien“ im Wiener Burg¬ Schauspieler Fritz Krastel 7. verschied in Wien der einstmals vielgenannte theater. — Am 21. Dezember 1907 verschied Komponist Franz Mögele. Er war am 24. Mai in Wien der Präsident des Verwaltungsgerichts¬ 1834 in Wien geboren worden und hat zahlreiche hofes Graf Friedrich Schönborn. Zu An¬ Lieder, Chöre, Messen, Ouvertüren, Symphonien, fang seiner politischen Laufbahn ein stürmischer Sonaten für Violine und Klavier usw. ge¬ Bekenner des sogenannten tschechischen Staats¬ schrieben. Das eigentliche Gebiet seines Schaf¬ rechtes und Konservativer von orthodoxester Fär¬ fens war aber die komische Operette und die bung, hat Graf Schönborn, im Wesen seinen Opernparodie. Seine Opernparodien „Fried¬ Grundsätzen und seiner Parteizugehörigkeit treu 77 rich der Heizbare“, „Leonardo und Blandine bleibend, doch in sich und an sich jenen Wandel die Operetten „Loreley“, „Das Wasserweib“, zu erkennen Gelegenheit gehabt, wie er sich oft „Der Marchese Gonzalani“. Syritha“, „Geno¬ schon an führenden Geistern vollzog. Streng kon¬ vefa“ „In Arkadien“, „Die Azteken“ und die ervativ seiner Welt= und Staatsanschauung nach, hat Graf Schönborn als Politiker und parodistische Symphonie „Die Hölle, das Fege¬ feuer und der Himmel“ nahmen nach ihrer ersten oberster Richter doch durchaus das Wesen des Aufführung im Wiener Künstlerhause, als dessen modernen Staates erfaßt. Als junger Mann 6*

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