Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

82 Opern: „Der Bettler von Samarkand“ (1864), „Der Landfriede“ „Königin Marietta“ „Bianca“, „Das steinerne Herz“, „Schach dem König“, „Der Husar“ und „Gringoire“ (1892) sowie die Musik zum Ballett „Ein Märchen Am 27. Septemben aus der Champagne“. — 1907 starb in Warnsdorf Pater Ambros Opitz, der Führer der deutschen Christlich¬ sozialen in Böhmen, im 61. Lebensjahre. — Am 11. Oktober 1907 starb in Wien der Schrift¬ steller Karl Costa im 76. Lebensjahre. Er war — am 2. Februar 1832 zu Wien geboren einer der populärsten Theaterdichter Oesterreichs der neueren Zeit. Mit ihm war der letzte von den Dichtern, welche das Wiener Volksstück, die Wiener Posse auf jenen Grad der Beliebtheit und Vollkommenheit gebracht, wie ihn keine zweite deutsche Stadt aufzuweisen hat, dahin¬ gegangen. Von seinen Bühnenwerken fanden wohl den meisten Erfolg „Ein Blitzmädel“, „Ihm Korporal“ und „Bruder Martin“. Er leitete auch vom Jahre 1881 ab durch zirka drei Jahr das Josefstädtertheater, ohne jedoch in dieser seiner Tätigkeit finanzielle Erfolge erzielen zu können. — In der Nacht vom 11./12. Oktober 1907 starb in Wien der Professor i. P. (Ehren¬ mitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien) Johannes Sonnenleiter im 83. Lebensjahre. Er war — am 20. Februau 1825 in Nürnberg geboren — der Vorgänger des Professors William Unger an der Wiener Akademie und ein namhafter Kupferstecher. Seine Hauptblätter sind „Die ereilten Flüchtlinge“ (nach Kurzbauer), „Boreas entführt die Oreithia“ (nach Rubens), „Venusfest“ (nach Rubens), „Die Uebergabe von Calais“ (nach Laufberger) „Speckbacher und sein Sohn“ (nach Defregger) Auch der Stich einer großen Zahl österreichischer Staats= und Banknoten stammt von Sonnen¬ leiter. — Am 26. Oktober 1907 starb in Karls¬ bad der ehemalige Obmann des reichsrätlichen Jungtschechenklubs, der Arzt Dr. Emanuel Engel. Er war — am 20. Oktober 1844 in Prag gehoren — auch als Tscheche kein Chauvi¬ nist, eine offene, loyale politische Natur, ein Gegner allzu starker Kampfmittel. Am 7. November 1907 starb in Wien der in Atzenbrugg am 14. Dezember 1841 geborene aus¬ gezeichnete Architekt Baurat Friedrich Schach¬ ner. Das Administrationsgebäude der Allge¬ meinen Verkehrsbank, die Palais Nako, Erlanger, Ph. Haas und viele andere Bauten Wiens sind sein Werk. In weitesten Kreisen wurde sein Nam¬ aus Anlaß der Konkurrenz genannt, welche der Wiener Gemeinderat für den Bau eines städti¬ schen Museums auf dem Karlsplatz ausgeschrieben hatte. Schachner hatte damals für seinen pracht¬ vollen, im Stile mit der Karlskirche harmonieren¬ den Entwurf den ersten Preis erhalten. Nur eine kleine, sehr kleine Minorität der Jury gal ein Minoritätsvotum ab, das einen unprämiiert gebliebenen Bewerber, den Oberbaurat Otto Wagner, in den Vordergrund stellte. Dann be¬ gaben sich ganz merkwürdige Dinge. Die Ge meinderatssitzung, in welcher über die endgültig Uebergabe des Baues entschieden werden sollte wurde knapp vor der Abstimmung unterbrochen. In Komitees und im Stadtrat wurden lebhafte Verhandlungen geführt, in welchen Partisane Professor Wagners in vehementester Weise dafür eintraten, daß eine neue Konkurrenz ausge schrieben werde. Schließlich einigte man sich dahin, daß sowohl Schachner wie Wagner ein plastisches Modell seines Entwurfes ausführe unr zur Ausstellung bringe. Obzwar Schachner, dem die Jury mit weitüberwiegender Majorität den ersten Preis in der Konkurrenz zuerkannt hatte auf dieses erworbene Recht sich stützen und eine weitere Konkurrenz mit einem seiner unterlegenen Rivalen verweigern konnte, nahm er diese Her¬ ausforderung an und er ging mit Ehren aus dieser letzten Prüfung hervor. — Seither galt es als ausgemacht, daß das Museum nun überhaup nicht gebaut werde, bis Ende Oktober 1907, so als ob gar nichts vorausgegangen wäre, plötzlich verlautete, daß Herr Oberbaurat Professor Otto Wagner dem Bürgermeister Dr. Lueger einen neuen Entwurf für den Bau des städtischen Mu¬ seums vorgelegt habe und daß damit die Bau frage wieder in Fluß gelangt sei. Die allgemeine Entrüstung über diesen neuesten Versuch, das von großen Publikum sowie von den hervorragendsten und kompetentesten Kunstkreisen gleichwie von der ersten Jury als allein der Ausführung würdig be zeichnete Schachnersche Projekt nun endgültig zu beseitigen, und eine lebhafte Bewegung, die bis in die höchsten Kreise hinaufging, brachte aber den neuen Plan des Oberbaurats Otto Wagnen zu Falle. Nun soll das Museum am Karlsplatz überhaupt nicht gebaut werden. Ein neuer Platz hiefür ist aber noch nicht gewählt — inzwischen ist der so schwer und mit Unrecht in seiner künst¬

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