Dr. Wolfgang Madjeras feinsinnig kompo¬ nierter und wirkungsvoller Huldigungschor mit Orchesterbegleitung, dessen schönes, ergreifendes Solo der „Schubertbund“, dessen Halbchor aber der „Schubertbund“ vereint mit dem „Gesang¬ verein österr. Eisenbahnbeamten“ vortrug. Nach Schluß der trefflich gesungenen Chöre defilierten die Sänger unter den Klängen eines von Militärkapellmeister Kuczera geschriebe¬ nen, auf die Melodien der österreichischen Volks¬ hymne, des „Heil Dir im Siegeskranz“ und des Marsches „O Du mein Oesterreich“ aufge¬ bauten „Defiliermarsches“ vor dem Kaiser und dessen fürstlichen Gästen — es war ein präch¬ tiges, farbenbewegtes Bild, als die Banner¬ träger der Gesangvereine — eine stattliche Schar jubelnd und die Banner zur Huldigung senkend vor ihrem kaiserlichen Herrn vorüber¬ zogen Nach der Serenade wurden der Vorstand des „Niederösterreichischen Sängerbundes“ sowie die beiden Bundeschormeister Kirchl und Wag¬ ner eingeladen, in Vertretung des Bundes vor dem Kaiser zu erscheinen. Dieser begrüßte die Erschienenen mit folgenden Worten: „Die Huldigung der Sänger des Nieder¬ österreichischen Sängerbundes hat Mich tief gerührt. Ich bin überaus dankbar für Ihre Bemühungen und für die Freude, welche Mir mit dieser Huldigung heute bereitet wurde. Ich fühle Mich gerührt durch diesen Beweis von Treue und Anhänglichkeit und beauftrage Sie, dies allen Sängern mitzuteilen.“ Verrauscht sind nun die Klänge dieser denk¬ würdigen Kaiser=Serenade — aber immerfort wird in jedes Sängers Herz und Gemüt die Erinnerung an die bedeutungsvolle, unverge߬ liche Stunde nachklingen. Der Huldigung der deutschen Bundessouveräne und der Sänger folgte am 21. Mai 1908 — von herrlichstem Wetter begünstigt — die Kinder¬ huldigung in Schönbrunn. 82.000 Kinder nahmen daran teil. Die Seitengänge und der Platz vor der Neptungruppe im Schönbrunner Schloßparke waren von den Kindermassen erfüllt deren Kolonnen, nach einzelnen Schulen geord¬ net, sich bis zum Gloriett hinaufzogen. Im breiten Mittelgange des großen Parterre vor der rückwärtigen Schloßfront war eine Art Bühne errichtet, auf welcher das von einer Dame 69 verfaßte, von Adolf Kirchl vertonte Festspiel aufgeführt wurde. Nach einem Fanfarenchore sangen 1000 Kinder unter Kirchls Leitung den huldigenden Eingangschor. Dann teilte sich — der Vorhang, ein Wagen mit der Austria Frau Bleibtreu=Römpler — umgeben von Herolden und Bläsern, ward sichtbar und gegen die Schloßterrasse, auf welcher der Monarch, umgeben von den Erzherzogen und Erzherzoginnen und den Hofwürdenträgern, die Huldigung entgegennahm, vorgeschoben, worau die genannte Künstlerin die „Huldigung der Kinder Oesterreichs“ sprach. Nun deklamierte ein kleines Mädchen das Gedicht „Des Kindes Herzensgüte“, das jene Episode aus Franz Josephs frühesten Kinderjahren (1833) erzählt wie der dreijährige Knabe einem Wachposten im Laxenburger Schlosse eine Gabe in die Patrontasche steckt. Dann folgten liebliche Reigenchöre, getanzt und gesungen von kleinen weißgekleideten Mädchen, weitere Deklamationen, militärische Uebungen kleiner Deutschmeister, Blumenreigen, getanzt von Mädchen in Rosa und Weiß und die Schlußapotheose. Mächtig setzten die Fanfarenbläser zu dieser ein, ihnen chlossen sich das Orchester der Philharmoniker und die Regimentskapelle sowie 16 Trommelschläger an —der Generalmarsch wird geschlagen, ein Glockenspiel erklingt und brausend ertönt nun von der gesamten Schuljugend mitgesungen, die Volkshymne, während sich die drei Kinderreigen mit den Solisten und den Gestalten der Austric und Vindobona zu einer huldigenden Gruppe vereinigen. Die kleinen Mädchen bilden mit Rosengirlanden die Ziffer 60, die Knaben die Initialen des Kaisers „F. J. I.“, während die Mädchen in Rosakostümen in zierlichen Figuren den Rahmen dazu bilden. Nun braust ein Jubel¬ rufen durch die Scharen, ein vieltausendstim¬ Es war miger Huldigungschor der Massen! — eine Huldigung von solcher Innigkeit und dabei solcher Mächtigkeit, wie sie wohl selten einem Monarchen bereitet wurde. Der Kaiser aber dankte in liebevoller Güte für die Kinderhuldi¬ gung mit den schönen, an den Bürgermeister gerichteten Worten: „Die Kinder sind für mich das Schönste und Liebste. Je älter ich werde, desto mehr liebe ich die Kinder!“ Am 30. Mai 1908, um 12 Uhr mittags, huldigte dem Kaiser die bewaffnete Macht. Fast alle Generäle der kaiserlichen
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