Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

68 Nach der Gratulation der deutschen Bundes¬ fürsten folgte in den Privatgemächern des Kaisers Franz Joseph der Glückwunsch der deutschen Kaiserin Auguste Victoria, welche mit ihrem Gatten und ihren Kindern, dem Prinzen August Wilhelm und der Prinzessin Vic¬ toria Louise von Preußen sowie der Braut und Cousine des ersteren, einer Prinzessin aus dem Hause Augustenburg, gekommen war, an den Huldigungsfestlichkeiten teilzunehmen Der imposanten Huldigung der deutschen Bun¬ desfürsten schlossen sich auf brieflichem und tele¬ graphischem Wege noch folgende Souveräne und Fürstlichkeiten an: König Viktor Emanuel von Italien, König Alfonso von Spa¬ nien, König Dom Manuel von Portu¬ gal, Königin=Mutter Amelie von Portu¬ gal, Königin Charlotte von Württem¬ berg, Ernst Herzog von Sachsen=Alten¬ burg, Adelheid Herzogin von Sachsen¬ Altenburg, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, Prinzessin Friedrich Leo¬ pold (Luise Sophie) von Preußen, Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Georg Herzog zu Sachsen=Meinin¬ gen, Karl Eduard Herzog zu Sachsen¬ Koburg=Gotha, Prinz Ruprecht von Bayern, Philipp Herzog von Orleans Fürst Wilhelm von Hohenzollern, Karl Günther Fürst von Schwarz¬ burg=Sondershausen, Amelie Her¬ zogin von Urich, Fürst Albert Thurn und Taxis, Marie Alexandrine Prinzessin Reuß (Witwe nach dem ehemaligen deutschen Botschafter in Wien), Prinz Karl Salm=Horstmar und Gemahlin, Eber¬ wyen Erbprinz zu Bentheim=Stein¬ furt. Der Huldigung der deutschen Bundesgenossen folgte am Abend desselben Tages — des 7. Mai 1908 — die Huldigung des Nieder¬ österreichischen Sängerbundes. Gegen 7000 Sänger aus allen Gauen Nieder¬ österreichs waren gekommen, um ihrem Herrscher in Form einer Serenade ein Zeichen ihrer Liebe und Verehrung darzubringen. Sie zögen, geführt von den Vorständen des Bundes und dessen Chormeistern Adolf Kirchl und Professor Hans Wagner, in geschlossenen Reihen vom Dreher¬ park in Meidling nach dem Schloßpark in Schön¬ brunn, woselbst sie vor der gegen das Gloriett gerichteten Front des Schlosses im Halbkreis Auf¬ stellung nahmen, während sich hinter ihnen die Bannerträger der erschienenen Bundesvereine ebenfalls im Halbkreis mit ihren enthüllten Bannern postierten — ein schöner Anblick. Als Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm in Begleitung der übrigen erschienenen deutschen Bundessouveräne an den — wegen der wohl günstigen, aber kühlen Witterung — nur teil¬ weise geöffneten Fenstern des festlich beleuch¬ teten Schlosses erschienen, setzte die Serenade ein. Zunächst wurde von den vereinigten Militär¬ musikkapellen der Einzugsmarsch aus der Oper „Rienzi“ von R. Wagner gespielt. Dann folgten die Gesänge des Niederösterreichischen Sänger¬ bundes. Eröffnet wurden dieselben mit dem von Adolf Kirchl komponierten, dem feierlichen Akte trefflich angepaßten, markig=schönen Chore „Dem Kaiser“, dessen von Anton Weiß ver¬ faßter Text wie folgt lautet: „Brausend, schwellend, freudedurchglüht Tönt unser Lied Dringet ins Weite mit mächtigem Schalle! Freudig vereinigt zu innigem Bunde Heute die frohe, die festliche Stunde Die Sänger alle! So wie die Quellen, woher sie auch stammen Alle sich finden im Meere zusammen, Eilen herbei all' die Scharen Aus des Landes entferntestem Teil, Rufen jubelnd: Dem Kaiser Heil!“ „Brausend, schwellend, liebedurchglüht Tönt unser Lied. Mächtig erschallen die Weihegesänge! Neiget euch, Sänger, in Ehrfurcht und Treue, Jauchzet zum Aether, zum blauen, aufs neue Die Jubelklänge. 00 Lorbeerbekränzet, ein Edler und Weiser. Herrschet in göttlichem Schutze der Kaiser, Schirmend die Künste, die schönen! Darum naht euch, ihr Sänger, in Eil', Rufet jubelnd: Dem Kaiser Heil!“ Nun folgten die Chöre „Der Lindenbaum¬ von F. Schubert, „Nun fangen die Weiden zu blühen an“ von A. M. Storch (Solo: „Schubertbund“) und „Segenswunsch an den Kaiser“, ein von Hans Wagner auf Worte

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