66 Friedrich August, Großherzog von Olden¬ burg, Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg=Schwerin, Friedrich II., Herzog von Anhalt, Fürst Leopold IV. zur Lippe, Fürst Georg zu Schaumburg=Lippe, Dr. Burchard, Bürgermeister von Hamburg — die Fürsten insgesamt in deutscher Uniform, der Hamburger Bürgermeister in seiner Amts¬ tracht. Umgeben von den übrigen deutschen Souve¬ ränen, hielt Kaiser Wilhelm II, an Kaiser Franz Joseph I., der in der österreichischen Feld¬ marschalluniform erschienen war, folgende An¬ sprache: „Eure Majestät! Eine erhebende Fügung der göttlichen Gnade und Vorsehung ist es, die Uns am heutigen Tag um die erhabene Person Eurer kaiser lichen und königlichen Apostolischen Majestät vereinigt. Sechzig Jahre, zwei Menschenalter haben Eure kaiserliche und königliche Aposto¬ lische Majestät in nie rastendem Eifer und treuester, edelster Pflichterfüllung dem Wohl und dem Glück Ihrer Völker gewidmet. Mit berechtigtem Stolz und hoher Genugtuung mag es das Herz Eurer Majestät erfüllen wenn von allen Seiten die Untertanen dem in Ehrfurcht geliebten Herrscher die landesväter¬ liche Treue mit hingebender Liebe und Dank¬ barkeit zu vergelten bemüht sind. Aber nicht nur Millionen eigener Landeskinder jubeln in froher Feststimmung ihrem geliebten Kaiser und König zu, nein, auch weit hinaus über die Grenzen der Monarchie beugt sich die Welt in Verehrung und Bewunderung vor der ehr¬ würdigen Gestalt Eurer Majestät. Eure Majestät sehen hier drei Generationer deutscher Fürsten um Sich versammelt und keinen darunter, dem Eure Majestät nicht schon ein Vorbild gewesen wären, bevor er selbst berufen war, die Pflichten seines hohen Amtes zu üben. Uns allen haben Eure Majestät in echzigjähriger Arbeit ein herrliches Beispiel aufgestellt, woran sich noch die Kinder und Enkel der Jüngsten unter uns erbauen werden. So sind wir denn, die treuen Freunde und Verbündeten Eurer kaiserlichen und könig¬ lichen Apostolischen Majestät und mit Uns Ihre Majestät die Kaiserin und Königin meine Gemahlin, hieher geeilt, um Zeugnis abzulegen von den herzlichen Gefühlen inniger Freundschaft und Anhänglichkeit, die uns für Eure Majestät beseelen. Aus bewegtem Herzen bringen wir unsere Huldigung dar dem edlen Herrscher, dem mächtigen Hort des Friedens, auf dessen Haupt Wir den reichsten Segen Gottes herabflehen.“ Kaiser Franz Joseph erwiderte: „Eure kaiserliche und königliche Majestät haben im Vereine mit Seiner königlicher Hoheit dem Prinzregenten von Bayern, Ihren Majestäten den Königen von Sachsen und Württemberg, den hier anwesenden durch¬ lauchtigsten deutschen Bundesfürsten und dem Vertreter der freien Hansastädte den liebens¬ würdigen Entschluß gefaßt, Mir aus Anlaß der Erreichung Meines sechzigsten Regierungs¬ jahres persönlich ihre Glückwünsche darzu¬ bringen. Dieser Beweis Ihrer Mir so überaus teuren Freundschaft, der zu den kostbarsten Erinnerungen Meines Lebens gehören wird, hat Mein Herz auf das freudigste berührt und Ich bitte Sie, hiefür Meinen innigsten, tief¬ empfundenen Dank entgegenzunehmen. Ich darf in diesem, Mich in hohem Maße be¬ glückenden Akt herzlicher Zuneigung wohl ein feierliche Kundgebung des monarchischen Prin¬ zips erblicken, dem Deutschland seine Macht und Größe verdankt. Auch Oesterreich=Ungarns Kraft liegt in diesem Prinzip, und in der Treue und unwandelbaren Liebe Meiner Völker habe ich stets neue Zuversicht geschöpft um den Mir obliegenden schweren Pflichten gerecht zu werden. Die Tatsache, daß es Min heute vergönnt ist, eine so große Anzahl deut¬ scher Fürsten um Mich versammelt zu sehen ist auch die ausdruckvollste Bestätigung des zwischen uns seit beinahe dreißig Jahren be¬ stehenden engen und unerschütterlichen Bundes¬ verhältnisses. Dieser Tag bestärkt Mich in der frohen Erwartung, daß dieses nur friedlich Ziele verfolgende Bündnis, dem gleiche Be¬ strebungen der anderen Mächte wirksam zur Seite stehen, seine Aufgabe bis in die fernste Zukunft voll erfüllen wird. Ich bitte die gött¬ liche Vorsehung, sie möge Eure Majestäten und alle deutschen Bundesfürsten sowie auch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin deren Anwesenheit Mich tief berührt und zu wärmstem Danke verpflichtet, für alle Zeiten in ihren gnädigen Schutz nehmen.“
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