Jahres=Rückschau. Dom Juli 1907 bis Juli 1908. Viel Leid, aber auch manche erhebende Freude Das Kaiser-Jubiläum. kennzeichnet den sechzigjährigen Regierungslau Das Jahr 1908 darf in der Geschichte des dieses Herrschers und dieses Leid und diese großen Habsburger Reiches einen wichtigen Freude haben die treuen Völker Oesterreichs sorg¬ Markstein bilden — wird doch in diesem Jahre lich mit ihrem Herrscher getragen. Ueber alle das Jubelfest der 60jährigen Regierung seines Wandlungen der Zeit ist eins nur stet geblieben, derzeitigen Herrschers, des Kaisers Franz Joseph I., die Liebe und Verehrung der treuen Völker für begangen. Wohl fällt der eigentliche Jubiläums¬ ihren angestammten Herrscher. tag außerhalb des Zeitabschnittes, über welchen Und diese Liebe und Verehrung kam zum wir diesmal zu berichten haben, aber das ganze elementaren Ausdrucke während der Huldigungs¬ Jahr 1908 steht doch im Zeichen der Jubelfeier festlichkeiten, welche den unserer Berichterstattung und ein großer Teil der Huldigungen, die dem unterliegenden Zeitabschnitt charakterisieren, Herrscher aus diesem Anlaß dargebracht wurden, Huldigungsfeierlichkeiten, welche mit dem Tage hat sich innerhalb jenes Zeitabschnittes ab¬ ihren Anfang nahmen, da die deutschen gespielt. Bundesfürsten in Wien zusammenkamen ihrem greisen, jubilierenden Bundesgenossen in Es war am 2. Dezember 1848, als der am seiner eigenen Residenzstadt ihre Glück= und 18. August 1830 geborene älteste Sohn des Segenswünsche darzubringen. Es war dies am Erzherzogs Franz Karl und der Prinzessin Sophie 7. Mai 1908. Zwölf deutsche Souveräne, unter von Bayern, Erzherzog Franz Joseph Karl, nach¬ ihnen auch der souveräne Vertreter der freien dem er am Tage vorher im Hoflager zu Olmütz deutschen Reichs= und Hansastädte, traten an für großjährig erklärt worden war, nach der diesem Tage zur Mittagsstunde in einem histori¬ Abdikation Kaiser Ferdinands I. und der Thron¬ schen Raume des Schönbrunner Schlosses entsagung seines Vaters als Kaiser Franz —huldigend und im Maria Antoinette=Zimmer Joseph I. die Herrschaft über sein angestammtes glückwünschend vor den Doyen der großen euro¬ Reich antrat. Schwere Gewitterwolken hatten sich päischen Regenten. Es waren dies Wil¬ um diese Zeit über Oesterreich zusammengeballt, helm II., deutscher Kaiser, König von Preußen, der Staat war in seinen Grundfesten erschüttert Luitpold, Prinzregent von Bayern, Fried¬ und desorganisiert, ein Teil des Reiches stand rich August, König von Sachsen, Wil¬ in den ersten Regierungsjahren Franz Joseph I. helm II., König von Württemberg, Fried¬ in offenem Aufruhr. Schwere Gewitter zogen rich II., Großherzog von Baden, Wilhelm auch später noch wiederholt während der Re¬ Ernst, Großherzog von Sachsen=Weimar, gierungszeit Franz Joseph I. über dessen Reich. 5
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