64 als vermutlich mehr Grütze im Kopf und wir beide. Er ist mein Prokurist aber meine rechte Hand; wenn Sie meinen, daß eine solche Stellung für Ihre Tochter nicht standesgemäß genug sei, bin ich erbötig, ihn als Sozius auf¬ zunehmen. Genügt Ihnen das? „Zuvorerst will ich meine Tochter darüber hören“ sagte Wollberg schwan¬ kend. „Aber sie nicht quälen!“ rief Füllner. „Sonst mache ich allen unseren Freunden bekannt, daß Sie sie an mich alten Patron verschachern wollten. Wollberg rief seine Tochter. Lieschen erschien in reizender Haustoilette, be¬ fangen, aber mit freundlicher Begrüßung für die Herren. „Guten Morgen, Fräulein Wollberg! prach Füllner, ihr die Hand bietend. freut mich, daß Sie mir Gelegen¬ „Es heit geben, Sie zu begrüßen! Wir sind ja bereits gute Bekannte, nicht wahr? „Gewiß!“ erwiderte Lieschen mit ge¬ messener Freundlichkeit. Jetzt nahm ihr Vater das Wort. „Mein liebes Lieschen, ich habe mich gestern überzeugen können daß du dich nicht zu dem Orden jener jungen Damen rechnest, die das Gelübde ablegen, ewig ohne einen Lebensgefährten zu bleiben. Du bist aber mein einziges Kind und kannst dir denken, daß deine Wahl unseres Hauses würdig sein muß. Nun ist hier mein Geschäftsfreund Füllner was meinst du, wenn er als Bewerber auftreten würde?“ Einige Momente stand das Mädchen etwas betroffen, und ihre Lippen preßten sich zusammen, dann aber spielte um ihren Mund ein feines Lächeln, und ihre Augen schweiften über Borns Ge¬ stalt, ehe sie auf Füllner hafteten. „Als Bewerber für einen anderen?“ sagte sie mit einem leichten Beben ihrer Stimme. 77 „Getroffen, getroffen, verehrtes Fräu¬ lein!“ rief Füllner lachend. „Und hier steht dieser andere!“ Lieschen stand wie mit Purpur über¬ gossen da. „Kennst du den Herrn?“ fragte Woll¬ berg, auf Born deutend. „Ei gewiß!“ antwortete Lieschen und reichte nun diesem die Hand. „Und er ist der Auserwählte deines Herzens?“ inquirierte der Herr Papa weiter, indem er eine strenge Amtsmiene aufsetzte. Lieschen senkte ihren Blick und geriet gegenüber dieser indiskreten Ausfor¬ schung in natürliche Verlegenheit sie raffte sich jedoch zusammen und sagte freimütig: „Wenn es hier doch gilt, der Wahrheit die Ehre zu geben, muß ich mit Ja antworten!“ „Nun wohl, du sollst deinen Kopf durchsetzen!“ rief der Vater resigniert. „Meinetwegen mögt ihr euch heiraten!“ Jubelnd flog Lieschen auf den Ge¬ liebten zu. „Mein guter Fridolin!“ Beide traten tief bewegt vor den Vater. „Ich bin der erste Gratulant zur Ver¬ lobung“, sagte Füllner, beiden seine Hände reichend. „Es sollte mir eine große Genugtuung sein, wenn ich ein wenig dazu beigetragen hätte. „Ihr habt's dem Telephon zu ver¬ danken,“ bemerkte Wollberg; „ohne dessen Indiskretion wär's nicht so schnell ge¬ gangen. „Also dieser glückliche junge Mann — wird mein Sozius!“ erklärte Fullner. „Quod non!“ entschied Wollberg Ein halbes Jahr sollen Sie ihn noch haben. So lange wird gewartet. Dann, nach der Hochzeitsreise, tritt Born in „ mein Geschäft. Mein alter Muller kann sich zur Ruhe setzen. Was denken Sie? Für die Verpflichtung, mein Kind her¬ zugeben, will ich auch das Recht haben, ihren Mann zu. gewinnen. Basta!“
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