Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

48 Als der Arzt weggegangen ist, kann das Weihnachtsfest. Zwei mächtige sie nicht mehr anders, sie geht hinein, Christbäume im Saal, darunter aber sinkt am Lager nieder und erfaßt seine nun Rudolf und Gabriele, ein glück¬ Hand, während er still vor sich hinblickt: liches Paar, und froher Kinderjubel er¬ er glaubt zu träumen. Aus dem Briefe tönt aus zwei Kehlen. Mariechen hat hat sie ersehen, daß er sie doch erkannte vor kurzem ein Brüderchen bekommen * daß er ihr mit dem Schreiben zugleich und zeigt ihm hochbeglückt die vielen Y Christrosen in die Ture stecken wollte, Geschenke, welche das Christkind ihr ge¬ als Abschiedsgruß für immer, am bracht hat, während das Brüderchen auf andern Morgen wollte er sich fort¬ Gabrielens Arm verwundert in die wenden, wohin, das wußte er nicht. Der strahlenden Bäume guckt und jauchzend Himmel hatte es anders beschlossen, und die Händchen nach den Lichtern aus¬ während sie am Lager des Geliebten streckt. kniet, ertönt im Saale, von Kinder¬ Als Gabriele, das Haar mit Christ¬ stimmen unter dem Lichterbaume ge¬ rosen geschmückt, sich dann ans Piano ungen, das schöne Lied: etzt und Weihnachtslieder intoniert, als Rudolf mit Mariechen Weihnachtsge¬ „O, du fröhliche, — O, du seelige, Gnadenbringende Weihnachtszeit! sänge anstimmt, während das Kindchen Welt laa in Banden, Christ ist erstanden in der Wiege im Nebengemach süß Freue dich, o Christenheit! schlummert, da treten beiden die Tränen Ja, Christ ist ihnen erstanden; das in die Augen, denn sie sind des wahren Lied ist so recht für beide geschaffen, Glückes, des schönsten und größten Ge¬ und so begehen sie beide ihren Weih¬ schenkes, welches der Himmel ihnen zu nachtsabend. Weihnachten beschert hat, teilhaftig ge¬ Zwei Jahre sind seither vergangen. worden, und während es draußen schneit Wieder ist Weihnachten! Wieder begeht und stürmt, ist Frühling in ihren man in der Villa Rohenstein, jetzt dem Herzen, sie sind in inniger Liebe mit¬ Handelsherrn Rudolf v. Weiß gehörig, einander verbunden — für immer. ∆ reu 8 S Al. Humoristisches. Hyperbel. Vortragender: „Das Die Schreipuppe. „.. Wirklich istein Tausend füßler in mikroskopischer Fräulein Rosa, Sie sind eine allerliebste, Vergrößerung! — Dicker Zuhörer: üße Puppe!“ — „Nehmen Sie sich in „Herrgott, wenn das Vieh einmal Waden¬ acht — ich bin so eine, die „Mama krämpfe kriegt! schreit, wenn sie gedrückt wird!“ Reinfall. Feldwebel: „Mensch, Mißverständnis. Dame: „Wissen Sie Pummelknopf, Sie haben ja ’nen Gang nicht, Anna, kommen heute Briketts? wie 'n Gorilla! Was war denn nur Ihr Zofe: Bisher haben die Herrschaften Vater? —Soldat: „Feldwebel!“ nicht absagen lassen, gnädige Frau.

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