Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

Der But. Von H. v. Bülow. □ ##erenissimus rieb sich die Hände wichtiger Miene hinzu, indem er seine 9 und ging freudestrahlend in edelsteingeschmückte Uhr zog, um nach 8 seinem Zimmer auf und ab. der Zeit zu sehen. „Kommen Sie mit, SDa klopfte es an der Türe Host? der Lakai erschien in derselben und mel¬ „Wenn Sie mich bis zum Markt in dete den Minister v. Host. Ihrem Wagen mitnehmen wollten, würde „Herein, herein“, rief ihm Serenissi¬ ich Ihnen dankbar sein.“ mus entgegen. „Mein lieber Host,“ rief Die beiden Herren bestiegen den er, als er seiner ansichtig wurde, „Sie Wagen. Auf dem Wege bis zum Markte kommen wie gerufen, hier, lesen Sie die sprachen sie noch über dies und jenes; Antwort des Botschafters Grafen Pell. plötzlich fragte der Graf: „Begleitet die Er kommt in den ersten Tagen der näch¬ Gräfin Pell ihren Gatten?“ sten Woche zu uns, hier an unseren „Soviel ich weiß, kommt sie mit“, kleinen Hof. Mit diesem Besuche hat un¬ antwortete Serenissimus. „Kennen Sie sere Diplomatie einen großen Sieg er¬ sie? Haben Sie je von ihr gehört?“ fügte rungen.“ Serenissimus hinzu. „Und diesen Sieg haben wir Ihnen „Gewiß, Bester, Sie kennen sie doch zu danken, mein lieber Serenissimus, ich auch“, sagte Graf Host, indem er einen gratuliere von ganzem Herzen“, sagte boshaften Blick auf die kleine Exzellenz Host. „Sie haben das Bündnis zustande Serenissimus warf. gebracht, der Herzog wird es Ihnen danken, es wird Orden regnen, lieber „Ich?“ fragte letzterer erstaunt, „ich Serenissimus“ fügte er bei. habe sie nie gesehen.“ „O bitte, bitte!“ sagte der kleine, dicke „Aber, mein Lieber, sagte der Graf, Serenissimus schmunzelnd. „Ich gebe es „Sie waren doch einst vor soundsoviel zu, es war ja nicht leicht, den großen Jahren sehr stark im Gerede mit ihr, be¬ Nachbarstaat im Norden für uns zu ge¬ sinnen Sie sich doch, die schöne Tochter winnen. Na, wir haben ihn gewonnen, des Amtmannes Salber aus S.“ rief er, sich die Hände reibend, „somit „Die ist — die ist die Gemahlin des können wir auch einen Druck auf das Grafen Pell?“ stotterte Serenissimus. Königreich P. ausüben, daß es unsere „Ja, gewiß,“ antwortete Host, sich an Zollpolitik nicht mehr beeinflußt, daß wir der Verlegenheit des andern weidend mit einem Worte freie Hand bekommen, „soll schöner sein denn je, ihren Mann zu tun und zu lassen, was wir wollen. beherrschen und eine tonangebende Rolle Nun kommt Graf Pell zu uns, Graf am Hofe zu X. spielen. Pell, der Botschafter des Kaisers von X. „Sie, die Bürgerliche!“ rief die kleine beim König von P. ist, damit ist ja die Exzellenz. ganze Sache abgetan. Wir, daß heißt das kleine Herzogtum, steigt dadurch um „Ja, sie, die Bürgerliche“, antwortete soundsoviel höher, wir fühlen uns, so Host. klein wir sind, als einen Staat, der durch Der Wagen hielt, Host stand auf, um seine Lage zwischen den beiden großen auszusteigen; er klopfte Serenissimus Reichen, wenn es einst zum Kriege käme, auf die Schulter, indem er sagte: „Ja, doch eine große Rolle spielen würde, dem Schönheit und Geist sind oft mehr wert einen zum Nutzen, dem andern zum als alle Adelswappen zusammen, mein Schaden. Ich will nun gleich zur Audienz Verehrtester, leben Sie wohl. zum Herzog“ setzte Serenissimus mit Serenissimus saß wie versteinert, wäh¬

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