24 Ufer und näherte sich dem Fahrzeug. Darin befand sich der dritte Schurke der gewiß die Beute in Empfang nehmen sollte. Jetzt nahte die Entscheidung und das Herz des jungen Blaas begann zu häm¬ mern. Mit angehaltenem Atem lauschte er auf das leifeste Geräusch und in ge¬ spanntester Erwartung beobachtete er jede Bewegung der beiden Räuber. Sie warfen nach allen Seiten prüfende Blicke sie über das Fahrzeug, dann öffneten leise die Tür zur ersten Kajüte, wo ie die Mannschaft des Bootes vermuteten, die sie im Schlafe überraschen und töten wollten. Sie mußten ihre Opfer ge¬ funden haben, denn zwei Schüsse krachten rasch hintereinander durch die Stille der Nacht. Blaas war inzwischen schon leise und vorsichtig bis zu dem Teil des Astes zu¬ rückgekrochen der gerade über dem Boot hing und blitzschnell ließ er sich ganz ge¬ räuschlos hinab. Im nächsten Augenblick „ hatte er schon die eichene Tur der Kajüte ergriffen, sie ins Schloß geworfen und eine eiserne Schiene quer darüber ge¬ schoben. Die beiden Räuber warenge¬ fangen Der kleine Kahn mit dem Insassen desselben war jetzt so nahe gekommen, daß er die Vorgänge auf dem Boote ge¬ nau beobachten konnte. Als er plötzlich einen Menschen von dem Aste herunter¬ gleiten sah und dann das Zuschlagen der Türe hörte, stutzte er und war eine Se¬ kunde unschlüssig, was er tun sollte? Da donnerte noch ein Schuß und die Gestalt sank lautlos aus dem Kahn in die Flut. „Nun haben wir ja die Bestienge¬ fangen!“ rief Blendheim lachend, der aus seinem Versteck plötzlich auftauchte und jubelnd seine eben abgeschossene Flinte in die Höhe hielt. „Wir hatten ja verabredet, nicht zu schießen“ meinte der Amerikaner und seine Worte klangen wie eine Art Vor¬ wurf. „Wenn Sie den Allambra weg¬ geblasen haben, dann bin ich umfünf¬ tausend Dollars geprellt. „Seien Sie ohne Sorge, lieber Blaas, die sind gewonnen!“ entgegnete der Ka¬ pitän mit großer Sicherheit. „Der Allambra ist da unten wohl verwahrt“ und er zeigte triumphierend auf die kleine Kajüte. „Ich habe ihn sogleich wieder erkannt und werde Sie über¬ zeugen, daß ich recht habe.“ Er trat an die Tür und rief spottend: „Allambra bist du nun mit deiner Beute zufrieden, die du da unten gefunden hast?“ Kaum hatte Blendheim diese Worte gesprochen, da fiel ein Schuß, und eine „ Kugel brach durch die Tur und sauste —Blend¬ dicht an seinem Ohr vorbei. heim ließ sich nicht außer Fassung brin¬ gen; er wandte sich trocken zu Blaas: „Sehen Sie, daß ich recht hatte, es ist der Allambra, der antwortet nur unter Schüssen, und hat genau auf die Stelle gezielt, wo ich mich befand.“ Lachend und jubelnd kamen die Ma¬ trosen herbei, die so lange im untersten Bootsraum hatten stecken müssen und klagten, daß sie es kaum dort unten aus¬ gehalten. „Ihr müßt von Glück sagen,“ er¬ widerte der Kapitän, „daß ihr dort waret, denn sonst hätte euch Allambra einen ganz anderen Empfang zugedacht. Nicht wahr, Allambra“, rief er dem Ge¬ fangenen zu. Flüche und Verwünschungen ließen sich aus der Kajüte vernehmen, denn Allam¬ bra hatte sich wirklich täuschen lassen und zwei aus Tunis mitgebrachte Pup¬ pen, denen Matrosenkleider angezogen wurden, für die Besatzung des Bootes gehalten und mit seinem Gefährten auf sie geschossen. Jetzt schien er seinen Irr¬ tum bereits erkannt zu haben, das ver¬ riet sein wahnsinniges Toben. Die beiden Gefangenen rasten wirklich wie wilde Tiere in ihrem Gefängnis umher; nach¬ dem sie gewahr wurden, daß sich dasselbe als sehr fest erwies und all ihren An¬ strengungen, sich daraus rasch wieder zu befreien, zu trotzen schien. „Aber nun sagen Sie mir endlich, wie es Ihnen gelungen ist, dem Treiben des Allambra auf die Spur zu kommen und
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