Bündel in seiner Hand mußte es ver¬ C raten. „Ich will fort — fort!“ rief er erregt. „Was soll ich hier? Die Welt ist groß und weit, ich werde schon eine Stätte finden, von der mich niemand forttreibt!“ Der Bauer erfaßte seine Hand, er hatte sofort alles erraten, als Heinrich von dem Hofe seines Vaters getreten war. „Dein Vater hat dich verstoßen und vertrieben“, sprach er. „Sein Herz kennt keine Versöhnung und kann den alten —Heinrich, du Groll nicht vergessen! darfst nicht fortgehen, weil dein Vater hart gegen dich gewesen ist. Bleib' nur hier! Heute morgen habe ich dir gesagt, daß ich für immer dein Freund sein — ich meine es aufrichtig. werde Sieh', ich habe mir so oft einen Sohn das Geschick hat mir keinen —— gewünscht bleib' hier, ich will mit — beschieden Freuden dein Vater sein! Heinrich zögerte mit der Antwort; die Brust war ihm so voll und schwer daß sie ihm zu zerspringen drohte. Er dachte an Marie, und es war ihm, als ob sic vor ihm stehe und die großen Augen bittend auf ihn richte. Konnte er sie ver¬ lassen? Lag in Lüders Worten nicht das Einverständnis, daß sie sein werden solle? Er blickte zu dem Manne, der seine Hand erfaßt hielt, auf und sah in ein offenes, festes Auge. „Ja, ich bleibe hier!“ rief er. „Ich kann nicht wieder fort! Schweigend drückte ihm Lüders die Hand. * * * Heinrich hatte nun bei einem anderen Bauer Dienst genommen. Daß er von seinem Vater verstoßen ein war, ist nicht lange in dem Dorf die Geheimnis geblieben, alle verurteilten Härte Kerstens und stellten sich offen auf die Seite seines Sohnes. Kersten schien sich nicht darum zu küm¬ mern, und doch nagte es unablässig an ihm. Den Sohn, auf den er all seine Hoffnungen gesetzt, hatte er verstoßen, er 9 nz allein im Leben da und stand #ite er sein eigensinniges dennoch überwinden. Abgeschlossen Herz n für nschen lebte er allein von aller seine sich. Un rossen bestellte er hin¬ Aecker; w# er durch das Dorf schritt, blie er finster vor sich hin, und wenn er deheim war, wo eine alte Frau seine Wirtschaft besorgte, saß er allein in seiner Stube. Ein Einsiedler konnte nicht abgeschiedener leben. Ehe Lüders den Wiederaufbau seines Hauses begann, sollte die Straße etwas gerader gelegt und geebnet werden. Willig trat Lüders einen kleinen Teil seines Grundstückes zur Straße ab. im Aber auch Kerstens Linde stand des Weg, und auf die Aufforderung Schulzen, den Baum zu entfernen, wei¬ gerte er sich hartnäckig. Die Linde ge¬ hörte ihm, wer hatte ein Recht, sie ihm zu nehmen? Nicht für tausend Taler würde er sie hingegeben haben. Der Schulze nahm indes auf seinen Eigensinn wenig Rücksicht, er wandte sich an das Gericht, welches die Gradlegung der Straße bereits genehmigt hatte und dieses entschied, daß der Baum, nach¬ dem sein Wert abgeschätzt und Kersten bezahlt sei, entfernt werden solle. Als Kersten dies aber mitgeteilt wurde, wich das Blut aus seinen Wangen. „Den Baum wird niemand anrühren! entgegnete er. Aber alle die Vorstellungen, daß er der Entscheidung des Gerichtes sich fügen müsse, daß er verpflichtet sei, den Baum zu fällen, da es sich um eine Geradlegung der Straße handle, blieben erfolglos. „Ich werde ihn nicht fällen!“ sprach er mit einer Ruhe, welche seine innere Erregung nur zu deutlich verriet. „Und ich will den sehen, der den Mut besitzt an mein Eigentum ohne meinen Willen die Hand anzulegen.“ Nicht ohne Besorgnis blickte man dem weiteren Verlauf entgegen. Am meisten bangte Heinrich, denn er kannte den Sinn seines Vaters zu gut und wußte, daß derselbe sich selbst der Entscheidung des Gerichtes nicht fügen werde. Das
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