Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1909

während der bangen Stunden allein ge¬ lassen hatte. „Du hast dir mehr Sorgen gemacht als nötig war“, sprach Heinrich. „Ich sah, daß für unser Haus keine Gefahr vorhanden war, denn der Wind trieb die Flammen nach der entgegengesetzten 77 Seite. Deshalb kehrte ich nicht zurück. „Es hat dir vielleicht mehr am Herzen gelegen, dort zu helfen und zu retten“ entgegnete Kersten, der von Heinrichs Tat noch keine Ahnung hatte. „Haha! ∆ S 2 050 2 Deine Bemühungen haben indes auch nicht geholfen, das Feuer hat den Mann für das, was er an mir verschuldet, be¬ straft!“ Der unversöhnliche Groll des Bauers kannte kein Mitleid. mit „Vater!“ unterbrach ihn Heinrich vorwurfsvoller Stimme. „Haha! Jetzt kann mein Baum wieder fuhr Kersten fort. Zweige treiben“ „Sein Haus werden sie vorläufig nicht wieder beschatten!“ 25 7 In demselben Augenblicke trat Lüders in das Zimmer, er mußte die Worte ge¬ hört haben. Kersten richtete sich empor, als er den Mann, den er so unversöhnlich haßte in seinem Haus erblickte. Er schien seinen Augen nicht zu trauen. War es nur eine Sinnentäuschung, die ihn befangen hielt? Lüders trat an ihn heran und streckte ihm die Hand entgegen. „Kersten,“ sprach er, und seine * Stimme zitterte bewegt, „laßt uns die alte Feindschaft aufheben und das Ver¬ gangene vergessen. Seitdem Heinrich mein Kind aus den Flammen gerettet hat, empfinde ich keinen Groll mehr ge¬ gen Euch, und mit Gewalt hat es mich hieher getrieben, um Euch die Hand zur Versöhnung zu reichen. Schlagt ein! Kersten war einen Schritt zurückge¬ treten, als scheue er die Berührung mit seinem Feinde. Er antwortete nicht, allein sein drohender Blick glitt ab¬

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