um, der Ausdruck starren Entsetzens ruhte auf seinen finsteren Zügen. „Ich warte bereits seit einer halben Stunde,“ sagte der Freiherr barsch, „be¬ eilt Euch! Der Verwalter zeigte auf den Schrank hin. „Dort lagen die Bücher noch gestern abends,“ sagte er, „ich selbst legte sie in den Schrank, jetzt sind sie spurlos ver¬ schwunden. Der Freiherr glaubte nicht an die Auf¬ richtigkeit dieser Behauptung, die nur zu n 1 5 sehr geeignet war, den plötzlich erwachten Verdacht zu bestärken. Er drohte mit Hausdurchsuchung und Verhaftung; der Verwalter zuckte die Achseln und äußerte die Ansicht, daß der Baron selbst, um die Katastrophe hinauszuschieben, der Dieb sein könne. Zur Begründung dieser Ansicht führte er an, daß er, nachdem er die Bücher hineingelegt, den Schrank ver¬ — chlossen und den Schlussel in seine Tasche gesteckt habe, daß aber außer diesem ein zweiter Schlüssel vorhanden sei, der seit Jahr und Tag in dem 9 Sekretär des Freiherrn liege und nie¬ mand die Benützung dieses Schlüssels zur Entwendung der Bücher bezweifeln könne, da das Schloß unversehrt und der Schrank wieder verschlossen gewesen sei. Diese Frechheit empörte den Freiherrn Er entsann sich allerdings, daß jener zweite Schlüssel in dem Sekretär lag, aber nie hatte er daran gedacht, von dem¬ selben Gebrauch zu machen. Er befahl einigen Knechten, den Verwalter auf das strengste zu bewachen und ordnete unver¬ ∆ züglich eine Durchsuchung der gesamten Mobilien dieses Mannes an. Die Bücher wurden nicht gefunden, und das Benehmen des Verwalters, welcher die tätigste Hilfe bei der Haus¬ durchsuchung leistete, war nicht das eines Mannes, der absichtlich einen Diebstahl vorschützt. Sein Zorn, seine Ratlosigkeit und sein Verdruß trugen zu sehr das Gepräge der Wahrheit, als daß man sie für eine Maske hätte halten können. Der Morgen graute als der Freiherr in das Erkerzimmer zurückkehrte. Der
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