Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1908

3 Sie ist vor dreißig Jahren als glückliche zehn Jahre, als ich, ein fünfjähriges Braut in dieses Haus des Reichtums und Kind, dich zum erstenmal Bruder nannte, der fürstlichen Pracht eingezogen und soll ich gewann dein Herz. Du liebtest mich es jetzt als Bettlerin verlassen. wie ein Bruder seine Schwester lieben „Kann ich's ändern?“ unterbrach kann. Ewald sie. „Glaubst du, mich lasse der Der Freiherr nickte gedankenvoll. „Ja, Sturz unseres Hauses kalt und gleich¬ ja, es war eine schöne Zeit, als wir noch giltig? Der Name meiner Väter ist be¬ mitsammen im Schloßparke spielten, —— schimpft, die alte Mutter doch flüsterte er, „weshalb rufst du die Er¬ brechen wir ab, der Gedanke an die Tage innerung an sie wach?“ welche dem heutigen folgen, verstimmt „Wohl war es eine schöne Zeit,“ fuhr mich, und ich darf nicht weich sein — mit Marie fort, „ich erfreute mich deiner 0 Se 2 Mnnmungt — ∆ Liebe, deines Vertrauens — hätte ich sie dem Stolz des Adels will ich diesem nie verloren! Du wärest heute noch der Löwi, diesem Wucherer, gegenübertreten, reiche, beneidete Freiherr v. Assenborn. wie einen Bettelpfennig will ich ihm die „Wann habe ich sie dir entzogen? Papiere vor die Füße werfen!“ fragte Ewald, ohne den Blick zu erheben. Marie legte die Hand auf den Arm des „Wann? Entsinnst du dich noch des jungen Mannes und führte ihn zu einem Tages, an welchem ich dich warnte vor Sessel. deinen Freunden? Erinnerst du dich noch „Du weißt, ich bin ein armes, schlichtes des Briefes, welchen ich dir schrieb, als MNädchen,“ sagte sie, als der Freiherr sich du von Italien aus den Verwalter be¬ gesetzt hatte, „die Freifrau v. Assenborn auftragtest, den Wald lichten zu lassen? adoptierte mich, als meine Großmutter Du erwidertest, deine Freunde seien treu, die alte Schloßverwalterin, Katharina und das Vertrauen auf die Redlichkeit des v. Bora, starb. Du zähltest bereits sech¬ *

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