Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1908

136 Jänner. Pfarrvikar in Kematen, und P. Augustin Rauch, Kapitular des Stiftes Kremsmünster und Pfarrvikar in Fischlham. Alois Dirnhofer, gräfl. Lambergscher Förster im Kohlergraben, wurde an Stelle des in Ruhe getretenen gräfl. Lambergschen Försters Alexander Stagl zum Förster im Reviere Saaß ernannt. Gleichzeitig wurde der gräfl. Lambergsche Forstadjunkt Georg Oberleitner zum Forster im Kohler¬ graben ernannt Infolge erhobenen Protestes gegen die Gemeindeausschußwahlen in Neustift ver¬ zögerte sich deren Bestätigung durch die k. k. Statthalterei. Nunmehr wurde zum Gemeindevorsteher Josef Stubauer, Be¬ sitzer des Oberbrambergergutes, und zu Gemeinderäten wurden Seraphin Derfler Gastwirt, und Georg Aigner, Hochecker, gewählt 6. Der Sankt Josefi=Krankenunter¬ stützungsverein in Steyr hielt unter dem Vorsitze seines Vorstandes S. Nothaft die 25. Generalversammlung ab. Hiebei wurden die noch lebenden vier Gründer des Vereines zu Ehrenmitgliedern ernannt Der im Bahnhofe Kremsmünster Stift angestellte, 31 Jahre alte, aus Wels gebürtige, verehelichte Stationsdiener Joh. Leutgöb stürzte beim Ueberschreiten eines Gleises so unglücklich auf eine Schiene, daß er eine Gehirnerschütterung erlitt, infolge deren er wenige Minuten darauf seinen Geist aufgab. Vormittags wurde das Unter=Krems¬ mairgut des Josef Kapfer in Dippers¬ dorf, Gemeinde Wartberg, ein Raub der Flammen, wobei auch vier Ochsen und sieben Schweine verbrannten. Das Feuer soll dadurch zum Ausbruche gekommen sein, daß sich ein Knabe mit Zündhölzchen spielte. Der Schade belief sich auf 22.000 k, die Versicherung auf nur 12.000 K. Am Brand¬ platze arbeiteten die Feuerwehren von Wart¬ berg, Nußbach, Ried, Kremsmünster, Schlier¬ bach und Krühub. Dank der Tätigkeit des Wanderlehrers I. A. Hoyer konnte auch in Micheldor eine Ortsgruppe des Vereines „Südmark“ ins Leben gerufen werden. 7. In der Stadtpfarrkirche in Steyr fand die Trauung des Gastwirts¬3 und Fleischhauerssohnes Karl Derfler mit der Oekonomiebesitzers=Tochter Anna Wagner vom „Mair in Planken=Gute“ zu Wolfsbach statt. Karl Derfler jun. hatte mit 1. Jänner das renommierte Fleischhauergeschäft nebst Gast¬ haus seines Vaters, welches dieser durch viele Jahre inne hatte, übernommen. Im Alter von 50 Jahren starb in Steyr der gewesene Fleischhauer und Restaurateur Franz Hofer In Bad Hall fand in Anwesenheit des Wanderlehrers Hoyer die Gründungsver¬ ammlung einer „Südmark"=Ortsgruppe statt 8. In Steyr starb der Private Alois Obermayr, Vater des Kupferschmiedes Engelbert Obermayr, im 78. Lebensjahre. Nach 12jährigem Wirken in der Pfarre Kematen mußte P. Veremund Praschak diesen Ort verlassen, um seinen neuen Posten als Kooperator in Vorchdorf anzutreten. Der Ortsschulrat sprach demselben Dank und Anerkennung für sein mühevolles Wirken an der Schule aus Dem von Neuhofen scheidenden Koope¬ rator P. Markus Achleitner, welcher dortselbst acht Jahre in Kirche und Schule verdienstvollst gewirkt hatte und nach Thal¬ heim bei Wels kam, wurde eine großartige Abschiedsfeier veranstaltet. In Spital am Pyhrn starb unerwartet schnell die Kaufmanns= und Bürgermeisters¬ gattin Anna Vollgruber im 56. Lebens¬ jahre. In Schlierbach starb der gewesene Schneidermeister und Hausbesitzer Michael Hubinger im 81. Lebensjahre. Derselbe lebte in vierter Ehe und war 8 50 über Jahre Mitglied des dortigen Schützenkorps, davon 35 Jahre dessen Hauptmann. Die ungeheuren Schneemassen, welche sich in diesem Winter im Gebirge sammelten hatten viele Lawinenstürze im Gefolge. So ging eine ungeheure Lawine am 8. Jänner frühmorgens im Gesäuse von den Hängen des Tamischbachturms zwischen Sperrkar und Haindlkar nieder. Die Schneemassen verlegten in vier Minuten mit furchtbarer Gewalt, Steinblöcke und Stämme mit sich führend, das Flußbett der Enns sowie Straße und Gleis der Staatsbahn mit einer bei 20 Meter hohen und etwa 250 Meter lan¬ gen Schneemauer. 40 Minuten brauchte das Wasser, bis es sich durch die Schneemassen wieder Bahn gebrochen; am Bahngleis ar¬ beiteten aber 700 Arbeiter Tag und Nacht durch volle fünf Tage, bis am 15. d. morgens der Bahnverkehr wieder aufgenommen wer¬ den konnte. Welchen Luftdruck die Lawine erzeugte, ist daraus zu ersehen, daß eine stämmige Waldpartie von etwa drei Joch, welche 300 Schritte von der Lawine entfernt stand, wie Schachtelhalme geknickt wurde. Der Sohn des Streckenwächters Ignaz Tischhart vom Wächterhaus Nr. 89 ah die ersten Schneewolken der Lawine am Tamisch¬ bachturm aufsteigen, als eben von Gstatter¬ boden der Schnellzug aus Pontafel heran¬ brauste. Es gelang, den Zug noch kurz vor der Lawine anzuhalten, sonst wäre ein unab¬ sehbares Unglück geschehen. 9. In der Pfarre Weyer (Land) starb der 51jährige Knecht Michael Heimpl beim Bichlbauer in der Au, ein Bruder des Landtagsabgeordneten und dortigen Bürger¬ meisters Karl Heimpl.

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