St. Peter das Klopfen vernahm, blickte er durch das Torfenster hinaus, als er aber die arme Seele draußen sich genauer besah, rief er ihr zu: „Aha, der Schmied vom Föhren¬ schacherl! Ja, freilich, dich könnten wir grad noch brauchen! Solche Leute, die mit dem Teufel einen Pakt geschlossen haben, werden nicht hereingelassen! Geh nur hin, wo du willst! Betrübt wanderte nun die arme Seele des Schmiedes hinab zur Hölle. Beim Höllentor hatte aber just der arme Teufel die Wache, den er droben auf der Erde o verhämmert hatte. Als dieser die Seele des Schmiedes erblickte, verriegelte er schnell die Pforte und eilte zu Belzebub, einem Herrn, um demselben die Ankunft des gefährlichen Gastes zu melden. Zit¬ ternd erzählte er seinem Herrn und den aufhorchenden Höllenbewohnern sein Aben¬ teuer mit dem Schmied vom Föhren¬ schacherl und schloß mit bittend erhobenen Händen im flehendlichsten Tone: Beherzigen daher Euere höllische Majestät den wohlgemeinten Rat Ihres ergebensten Untertans und lassen Sie denselbigen Schmied nicht herein, denn der weiß der Ränke genug, um uns noch alle zu überhämmern!“ Die höllische Majestät wiegte eine Weile bedächtig ihr gehörntes Haupt und entschied endlich: „Unser Untertan hat zwar „Bocks¬ streiche“ genug schon gemacht, diesmal hat er aber Recht — der Schmied vom Föhrenschacherl soll sich wegtrollen von — ihn soll kein Teufel holen! Mache hier armen Seele das bekannt!“ der Freudig lief der Teufel nun ans Tor und wies den Schmied fort. Weinerlich wanderte der Schmied weiter und dachte: Was soll ich nun machen? In die Hölle kann ich nicht, in der Vorhölle ist meines Bleibens auch nicht lang, da muß doch jeder über kurz oder lang wieder heraus — also bleibt nur der Himmel Komme ich ehrlicher Art nicht hinein, wird es mit einer List gehen — wär nicht schlecht!“ So kam er wieder zum Himmelstor. 103 Als ihn St. Peter wieder sah, rief er schon von weitem entgegen: ihm „Was, bist schon wieder da? Mach dich nur fort, ich habe dir ja gesagt, daß wir solche Leute nicht aufnehmen!“ „Mächtiger Apostelfürst, das müßt ihr mir nicht verargen“, entgegnete der Schmied bittend, „ich will ja aber gar nicht in den Himmel hinein. Laßt mich nur durch eine Türspalte die Herrlichkeiten desselben sehen und ich bin zufrieden! St. Peter ist bekannt als sehr gut¬ herzig, auch der Schmied dauerte ihn, trotz dessen Sünden, und so willfahrte er die dem Wunsche desselben und öffnete Tor Tür ein wenig, aber kaum war das der ein ganz kleines nur auf, so warf Schmied seinen Schurz, den man ihm ins Jenseits mitgegeben hatte, durch die offene Spalte in den Himmel hinein. „Was soll das?“ rief St. Peter er¬ zürnt ob solcher List, „gleich holst du deinen Schurz heraus — ich beschmutze mir nicht meine Hände mit dem unreinen Ding!“ Darauf hatte der Schmied nur ge¬ wartet, er schlüpfte durch das Himmels¬ tor, statt aber seinen Schurz zu nehmen und sich zu entfernen, setzte er sich darauf und rief: „Wer mich anrührt, ist ein Hundsfott! St. Peter wußte sich nicht gleich Rat, ging aber zu einem Deutschen, der im Himmel war, und ließ sich das Wort erklären. Der Deutsche wollte nicht, daß St. Peter beschimpft werde, und riet ihm den Schmied der wie jeder Deutsche etwas dickköpfig und nimmer umzuwan¬ deln sei, dort sitzen zu lassen, wo er wäre, was denn St. Peter, unwirsch zwar, aber endlich denn auch bewilligte, und so hatte er sich denn doch ein warmes Plätzchen erlistet und sitzt wohlgemut drinnen gleich beim Himmelstor, und fragt eine arme Seele beim Eintritt in den Himmel ver¬ wundert, wer der seltsame Kauz, der da sitze, wäre, so antwortet St. Peter mit ärgerlicher Handbewegung nur leichthin: „Na, wer soll das sein! So ein Allerweltsstromer, den wir doch irgendwo behalten müssen, damit er nimmer schadet der Schmied vom Föhrenschacherl!
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