80 Aber nicht nur in Wien, sondern auch in der Provinz und in Ungarn wurde in der Berichts¬ epoche eine stattliche Anzahl von Monumenten enthüllt. So am 29. August in Deutsch=Alten¬ burg ein Kaiser Franz Josef=Denk¬ mal, ein Werk des Bildhauers Edmund Hofmann v. Aspernburg. Die auf einem Granitsockel ruhende Bronzestatue stellt den Kaiser in Kampagneuniform dar. So am 8. September 1906 in Kufstein ein Denkmal des am 30. November 1846 durch Selbstmord ge¬ endeten Nationalökonomen Friedrich List, welches der Bildhauer Prof. Norbert Pfretsch¬ ner wenige Schritte von der Todesstätte des Verewigten errichtet hat, und am Schwabenberge bei Ofen ein Denkmal des Dichters Maurus Jokai. So am 9. September in Metzling bei Vischofteinitz in Böhmen ein Kaiser Franz Josef=Denkmal, welches die Gestalt des Monarchen im Kaiserornat mit den Krönungs¬ insignien zeigt und ein Werk des Bildhauers Adolf Mayerl in Eger ist, und in Franzens¬ bad ein vom Bildhauer Karl Wilfert jun. geschaffenes Goethe=Denkmal. Dasselbe eine Brunnenanlage— zeigt inmitten eines granitenen Aufbaues das Bronzeporträt des Dichters; rechts von dem Relief ist die Schön¬ heit dargestellt, als ein junges, im Wasser sich selbstgefällig abspiegelndes Weib, links die Wahrheit in Gestalt eines Jünglings von herben Zügen, der im Begriffe steht, aus einer empor¬ gehaltenen Schale vom Born der Wahrheit zu trinken. Zwei Reliefs, gleich den beiden alle¬ gorischen Gestalten in weißem Marmor ge¬ meißelt, versinnbildlichen die Lyrik und das Drama. — So am16. September im Buda¬ pester Stadtwäldchen ein Denkmal Washing¬ tons, des Gründers der nordamerikanischen Unabhängigkeit. Es stellt — ein Werk des Bild¬ hauers Bezeredj — die Gestalt Washing¬ tons in einfacher, natürlicher Pose dar. — So am 30. September in Budapest ein Denkmal für Prof. Semmelweis den verdienten Befreier der Menschheit von den Schrecken des Wochenbettfiebers; das Denkmal ist — in weißem Marmor gemeißelt — ein Werk des Bildhauers Alois Strobl und stellt den Ge¬ lehrten stehend dar; auf dem Sockel des Denk¬ mals sitzt eine junge Mutter und blickt dankbar zu ihrem Erretter empor. — So am 2. De¬ zember in Budapest ein Reiter=Standbild des Grafen Julius Andrassy, jenes Staats¬ mannes, der vor nahezu 41 Jahren schöpferisch und inspiratorisch mit dabei war, als die öster¬ reichisch=ungarische Monarchie auf eine neue staats¬ rechtliche Grundlage gestellt wurde; das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Georg Zala. So am 8. Juni 1907 in Graz das Denkmal für Herzog Wilhelm von Württem¬ berg, den heldenmütigen Führer des steierischen Infanterie=Regiments König der Belgier Nr. 27 in Italien und Schleswig=Holstein. * * * Am 3. Juli 1906 starb in Wien, im Alter von 69 Jahren, der in Wien geborene Maler und Karikaturenzeichner Franz Gaul. Von 1868 bis 1879 wirkte er als Kostümmaler in beiden Wiener Hoftheatern, von 1879 bis 1900 als technischer Oberinspektor und Vorstand des Ausstattungswesens im Wiener Hofoperntheater. Am 5. Juli verschied in Wien der am 19. Februar 1820 in Schwechat geborene, aus¬ gezeichnete Landschafts=, Tier= und Stilleben¬ maler Anton Schrödl, einer der letzten Re¬ präsentanten Altwiener Künstlertums, der gleich Waldmüller und Rudolf Alt mit beitrug, den Ruhm der Wiener Schule auch im Auslande zu verbreiten. — Am 24. Juli starb in Wien, nach¬ dem er sich tags vorher wegen eines schweren körperlichen Leidens eine Kugel in die rechte Schläfe gejagt, der am 30. September 1833 in Wien geborene Dichter und Novellist Ferdinand v. Saar, ein vornehmer Repräsentant deut¬ scher Dichtkunst in Oesterreich. — Am 10. August starb zu Braunau einer der seinerzeit populärsten Porlamentarier Oesterreichs, Dr. Franz Roser, der „Lotto=Roser“, so genannt, weil er während seiner langjährigen Abgeordneten=Tätigkeit all¬ jährlich bei der Budgetdebatte —allerdings immer wieder vergeblich — für die Aufhebung des Lottos eintrat. Er war im Jahre 1825 zu Weckelsdorf (Böhmen) geboren und von 1867 bis 1900 als Vertreter des Braunauer und Trautenauer Landbezirkes im österreichischen Ab¬ geordnetenhause tätig. — Am 15. August starb in Gmunden Friederike Goßmann (Gräfin Prokesch=Osten), die berühmte Künstlerin, die ausgezeichnete Naive, die unvergeßliche „Grille“ deren Name und Nachruhm ein stolzes Vermächt¬ nis des älteren Burgtheaters bleiben wird. Sie war am 23. März 1839 in Würzburg geboren.
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