Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1908

Leuchtobelisk enthüllt. Ueber einen breiten Sockel ragt ein schlanker Obelisk aus poliertem Granit auf, der an der Spitze die Beleuchtungs¬ körper trägt. Bildhauer Johann Scherpe hat den Sockel des Denkmals mit einer reizenden Gruppe geziert. Zwei Mädchengestalten in Alt¬ wiener Tracht stehen zu beiden Seiten des Sockels; ihre Hände halten einen Blumenkranz über das Brustbild der Vindobona, das die Mitte des Sockels ziert. — Am 2. Dezember wurde das vom Bildhauer Prof. Rudolf Weyr geschaffene Denkmal Karl des Großen ein Relief — an der Wand der St. Peters¬ — kirche enthüllt. Es stellt die Ideale dar, welche Karl der Große mit der Gründung des Ost¬ reiches an der Donau verwirklichen wollte. Ein gefesselter Avare kennzeichnet den Sieg Karl des Großen über die Reichsfeinde, die asiatischen Horden. Die Aufrichtung des Kreuzes stellt das Hereinziehen dieser Stämme in die christliche Kultur Europas dar. Im Hintergrunde drängen sich die deutschen Besiedler des gewonnenen Reichslandes. Die Peterskirche nimmt die Stelle ein, wo Erzbischof Arno von Salzburg das Kreuz für den Hochaltar dieser von ihm und Karl dem Großen gegründeten Kirche errichtete und an diese Gründung soll das Denkmal er¬ innern. Am 4. Juni wurde im Volksgarten das Denk¬ mal der Kaiserin Elisabeth enthüllt. Es ist ein Werk des Bildhauers Prof. Hans Bitterlich und des Architekten Prof. Fried¬ rich Ohmann. Man kann es sowohl im Architektonischen als auch in der Hauptgestalt ein stilisiertes Monument nennen. Das Denkmal erfüllt zum erstenmal eine ideale Forderung, der man bisher bei uns immer nur „nach Möglich¬ keit“ nachgekommen ist: das Monument und sein Aufstellungsplatz sind für einander bestimmt von allem Anfang an. Während überall sonst einfach ein leerer Raum für ein Monument gesucht oder gar ein zufällig unverbautes Fleckchen Straßen¬ pflaster für die Aufnahme eines Denkmals mehr — am oder minder glücklich hergerichtet wurde ist besten wohl beim Deutschmeisterdenkmal — hier der Raum, der dem Bildwerke gewidmet war, im Hinblick auf diesen Zweck erst künstlerisch ausgestaltet worden. In einträchtigem, zielbewu߬ tem Zusammenwirken haben so Bitterlich und Ohmann eine Denkmalanlage geschaffen, deren stille Schönheit in bewunderungswürdiger Weise 79 mit der Stimmung und dem Empfinden har¬ moniert, deren Ausdruck die Errichtung dieses Gedächtnisbildes war. Abgeschlossen gegen den übrigen Volksgarten durch hohe Blätterwände, dehnt sich ein weiter Gartenplan zwischen Burg¬ theater und Heldenplatz hin, von Kieswegen ge¬ äumter Rasen, durch Beete mit Teppichblumen¬ mustern gegliedert; zuerst leicht fallend, dann an¬ steigend zu dem Plateau, das die eigentliche Denk¬ malanlage trägt. Das zum Plateau ansteigende Teppichbeet ist von Marmorstufen mit buschigen Hortensien in Fayencekübeln gesäumt, die, leicht konvergierend, die Perspektive des Platzes noch vertiefen. Den Zutritt zum Plateau vermitteln zu beiden Seiten Lauben, vor denen graue, Urnen tragende Säulen stehen. Der Weg führt um ein Bassin herum, aus dem zwei Springbrunnen aufragen, von blühenden Iris und breitblätteri¬ gen Nymphäen umgeben; zu beiden Seiten des Bassins in einfachster, geradliniger Architektur aufgeführte Wandbrunnen mit je einem reizvollen Kinderpaar, das aus Urnen in die kleine, vor¬ gelagerte Muschel Wasserstrahlen fließen läßt. Ebenso einfach ist die Architektur der Rückwand, die im Halbrund das Denkmal umfängt, von niederhängenden Efeuranken verkleidet. Das dis¬ krete Flachornament, das Pfeiler und Stirn¬ flächen der Wand ziert, hat als einziges Motiv das in mannigfacher Abwechslung allüberall auf¬ taucht, die Rose. Und Rosengehänge schmücken Pfeiler und Säulen, Rosen quellen über die Steinbank, auf der die Kaiserin sitzend dargestellt ist, das aufgeschlagene Buch an der Seite, die in Hände lässig im Schoße übereinandergelegt, zu aufrechter Haltung. Der Sockel erhält seinen der gebogenen Rückwand vermittelnden Abschluß durch zwei lagernde Hunde, die wie ein paar Voluten die senkrecht niedergehenden Sockellinien in die Basis überführen. Die Legende kündet: „Elisabeth, Kaiserin von Oester¬ reich.“ 4 Am 9. Juni wurde am Zentralfriedhof das Grabdenkmal des Komponisten und Dirigenten Karl Komzak enthüllt. Ein Sockel von schwedischem Granit trägt den aus lichtem Neu¬ hauser Stein gemeißelten Obelisken, in dem eine Kupferplatte eingelassen ist, auf der man die vom Bildhauer Peter Breithut model¬ lierte Gestalt Komzaks erblickt. Oberhalb der Figur sind der Name „Karl Komzak“ und die Jahreszahlen „1850—1905“ angebracht.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2