Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1908

Am Mönchstein. Skizze von A. Trinius. (Nachdruck verboten.) muß ich ihn noch holen. Die Bande ist roben am Rande des dunklen mir jetzt heftig an den Sohlen. Hahahal Hochwaldes, wo eine einsame Sollen nur kommen! Wenn erst bei mir Bergstraße zum Gebirgspaß 1 Korn und Kimme zusammen gehen .. in Windungen keucht, da dann überschlagen sie sich! Leben gegen steht zwischen Farrenwedeln und Jung¬ Leben! Ohne Freiheit müßt' ich sterben. tannen der uralte Mönchstein. Man er¬ 7 Einen Augenblick! Wasser ist da unten! sün¬ zählt sich, daß einst ein Mönch um diger Liebe willen den Stein auf seinen Sie sah ihm nach, wie er in einer „ Tal Rücken lud und nun über Berg und nahen Talfalte verschwand, um sich die zu¬ zog, bis er eines Abends totwund Hand zu reinigen und ein merkwürdiges hat ammensank. An derselben Stelle Gemisch von Empfindungen malte sich zu man ihn dann begraben und ihm scharf in ihren Zügen. Häupten des Hügels den Stein gesetzt. „Du wirst's noch so lange treiben, Es war gegen Abend, als die Straße, Bartels, bis sie dich einsperren!“ rief 4 welche an dem Stein sich entlang zieht, sie dem Zuruarehrenden zu. Ihre Hand legte sich auf die seine. Unter diesem ein junges, stark gebautes Weib hinauf warmen Druck schien es plötzlich wie wanderte. Als sie am Mönchstein ange¬ Feuer durch sein Blut zu brausen. Er langt war, zögerte sie einen Augenblick. Dann aber ließ sie sich in das Moos preßte ihre Hand fest in der seinen und erwiderte stoßweise: niedergleiten. „Warum ich so geworden bin .. „Ich komme noch immer rechtzeitig wenn's eine weiß, dann bist's du doch, genug heim!“ flüsterte sie halblaut. Annemarie!“ Sie hatte sich mit dem Rücken gegen „Du sollst nicht so reden! Das ist den Stein gelehnt und ihre Blicke gingen Sünde! über die Straße fort, tauchten erst in Er lachte kurz auf. Es klang bitter das Dämmerlicht der Tannen, um sich und fast weh zugleich. dann wieder hinauf zu richten. Gleich „Hahaha! Sünde! Wer ist damals darauf rauschte es leise in den Zweigen. aufgestanden und hat gesagt, daß es Aufatmend trat ein Mann auf die Sünde sei, da du meinem Bruder am Straße heraus. Kurzgeschorenes, schwar¬ Altar den Schwur der Treue leistetest? zes Haar, willensstarker Nacken, in dem ** Hahaha! Da ging's über mich fort. fahlen Gesicht ein paar Augen, die wie mein Leben . . . mein Bestes! Und als Kohlen brannten. Als er die Frau am ich wieder von drüben kam, da du mir Stein erblickte, da klatschte er leise in verloren warst . . . da bin ich so ge¬ die Hände und rief, halb erstaunt, halb worden. Vor der Welt ein Glasbläser, in froher Aufwallung: ** im geheimen aber ein Wilddieb. „Du hier, Annemarie? Wahrhaftig, einer, der Freiheit braucht! das hätte ich nicht erwartet!“ „Red' nicht so, Bartels. Mach' mich Er trat mit schnellen Schritten auf nicht dafür verantwortlich! Ich .. . trag sie zu, um ihr die Hand zu reichen. Doch schon genug . . . und er darf es doch ein Blick auf seine Rechte, hielt er diese nicht wissen! Er liebt mich ja!“ Sie in etwas Verlegenheit jetzt auf den schlug die Hände vor das zuckende Ge¬ Rücken und setzte hinzu: sicht und fuhr dann leiser fort: „Jahre¬ „Schweiß ist noch dran. Hast' vorhin lang war keine Nachricht mehr von dir den Schuß nicht gehört? Ein kapitaler über das große Wasser gekommen, mir Bock! Eben ausgewirkt. Diese Nacht

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2