26 so unruhig und verdrießlich zu werden schien, daß es der Rittmeister für das Beste hielt, sich zu empfehlen. „Ich ver¬ mute, daß Sie noch Reisevorbereitungen zu treffen haben; ich hoffe, daß ich nach & Ihrer Rückkehr das Vergnügen haben werde, Ihr Fräulein Tochter kennen zu lernen, und mit vielen Verbeugungen erhob er sich vom Frühstuckstisch, indem er zu glauben begann, daß Fräulein Alice am Ende vielleicht ebensoviel gegen hr Fatum einzuwenden hätte wie er elbst, ein Gedanke, der ihn äußerst zu¬ versichtlich und angenehm zu berühren schien. ∆ „Ich hoffe es“ meinte Herr Forster, „lassen Sie mich es Ihnen offen gestehen lieber Arnstein, daß ich Sie ebenso lieb gewonnen wie einst Ihren Herrn Vater und sehr hoffe, daß ich mich nicht in Ihnen täusche.“ Diese wohlwollende Aeußerung war dem armen Rittmeister anscheinend sehr beängstigend, da sie ihm bewies, daß er, trotz all seiner Anstrengungen das Ge¬ genteil zu erreichen, einen guten Eindruck auf den Schwiegervater der Zukunft ge¬ macht habe, woran ihm in diesem Falle verteufelt wenig lag. Auf seinem Rückwege traf er zu seiner Freude Fräulein Rosa und Pluto, was besonders günstig war, da er die ver¬ prochene Skizze bei sich hatte. Sie blieben beieinander stehen und er be¬ wunderte heimlich das wunderbare Ko¬ lorit das sie bei dem raschen Erröten zeigte, das für einen einzigen Augen¬ blick auf ihren Wangen aufflammte. Nachdem er sich nach dem Befinden des Herrn Pastors erkundigt, wagte er es, ihr die Kopie der bewußten Skizze anzu¬ bieten. Sie errötete noch tiefer und sagte dann etwas unsicher: „Ich glaube nicht daß mein Vater wünschen würde, daß ich es annehme. Es ist sehr schön und ich danke Ihnen nichtsdestoweniger herzlich für die Absicht. Der enttäuschte Künstler steckte sein Skizzenbuch betrübt wieder ein, mußte ich aber gestehen, daß sie ihm nach dieser Abweisung nur umso besser gefiel. Sie trennten sich nach wenigen Worten und chwer fiel es Arnstein aufs Herz, daß die Schwierigkeiten sich für ihn häuften denn wie konnte er die unbekannte Alice heiraten, während eine so bezaubernde Rose existierte; er fühlte deutlich, daß er sich zu verlieben aufing. Den Tag darauf angelte er wieder eifrig, und da er so glücklich war, ein Gericht Forellen zu fangen, gab er sie wie er sich das mehrfach versicherte, nur von seiner Dankbarkeit wegen der neu¬ lichen Aufnahme getrieben, im Pfarr¬ hause ab, wo das Dienstmädchen sie ihm mit freundlichem Gesicht und tiesem Knix abnahm, die junge Dame aber nicht zum Vorschein kam, so daß er ziemlich trostlos ins Gasthaus zurückging. Am nächsten Tage war er aber glück¬ licher, denn gerade als er an dem Boot ankam, wo er sich übrigens immer länger aufhielt, wie dies absolut nötig gewesen wäre, erschien Rosa in Begleitung des Hundes. Sogleich rief sie ihm entgegen, daß der Pastor sehr wünsche, seine Skizze zu sehen, daß es ihm viel besser ginge und er sich sehr dafür interessiere, worauf der junge Mann lebhaft bedauerte, sie licht zur Hand zu haben, aber versprach, ie morgen im Pfarrhause abgeben zu wollen. „Natürlich kennen Sie Fräulein For¬ ster — vom Schlosse?“ fragte er, neben ihr hergehend, einige Minuten später, von unwiderstehlicher Neugier getrieben. Sie blieb plötzlich stehen, sah ihn for¬ schend an und antwortete dann ruhig: „Ja, ich kenne sie.“ „Haben Sie sie gern?“ „Ich weiß es kaum recht; ich glaube nicht gerade besonders.“ □ „Ist sie hübsch?“ „O nein!“ „Talentvoll?“ Sie hat oberflächliche Liebhabereien für allerlei Dinge. □ „Ist sie gut erzogen? „Das sollte sie wohl, denn sie hat von klein Kind an Lehrer und Gouvernan¬ ten die Unzahl gehabt.“
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