Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

„Ach, der arme Kerl begegnete mir heute morgen, und da ich, eigentlich halb ge¬ dankenlos, ihn fragte, ob er auch zur Kir¬ mes wollte, erklärte er mir mit betrübter Miene, er habe kein Geld und geben wür¬ den ihm seine Leute nichts. Ich griff in die Tasche und fand gerade noch ein das habe Zweigroschenstück vorrätig — ich ihm geschenkt. Du hättest des armen ehen sollen! Er quäkte Burschen Freude Vergnügen und sprang und grunzte vor wie toll in die Runde. Darum ist es mir 2 FR S — grach guh. ∆ 615 ∆ 40 1 N S Seeeerece # 4 77 — 20 nun so auffallend, daß er trotzdem heute nachmittags im Dorfe ist. „Dann haben Peter und Kathrine ihm die Erlaubnis zum Ausgehen verweigert, verlaß dich drauf!“ sagte Dore rasch; „so oft es im Hause irgend einen Aerger gegeben hat, muß der arme Junge ihn ausbaden. „Was meinst du,“ fragte Fritz neckend, „soll ich mich nicht einmal wieder nach einem Strohmann für Kathrine umtun? „Ja, das wirst du aber bleiben lassen!“ versetzte sie ernsthaft. „Ich habe mich derzeit genug geänstigt wegen deines Uebermutes.“ 9 Sie wickelte das Strickzeug, mit wel¬ chem ihre fleißigen Hände beschäftigt ge¬ wesen waren, zusammen und erklärte, daß es jetzt Zeit für sie sei, die Kuh im Stalle zu melken. Fritz begleitete sie und schüttete dem Tiere Futter vor, während Dore sich den kleinen Brettschemel zurechtrückte und das Geschäft des Melkens begann. Da das letztere immerhin einige Zeit in Anspruch nahm, so trat der junge Mann, eine Melodie vor sich hinpfeifend, in die offene Mut gemn 4 emit i) 2 2 20 UIli □ S 4 7 # SSniahiise 1 S Stalltür und blickte in den Abend hin¬ aus, um sich zu vergewissern, ob der Sonnenuntergang auf morgen schönes Wetter versprechen werde. Da hörte er auf einmal gedämpft seinen Namen rufen und gewahrte gleichzeitig, wie Tön¬ jes, um die Ecke eines Nebengebäudes blickend ihm allerlei sonderbare tele¬ graphische Zeichen machte. Verwundert trat er einige Schritte auf den Knaben zu „Was hast du eigentlich, Tönjes, was willst du? Das Telegraphieren war nur stärker. Jetzt begab sich Fritz, von Neugierde getrie¬

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