Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

110 baß gen Lorch und die hochgehenden Gabe und ein Avare ließ zu Ehren Retas Wogen der Aufregung, welche die gestri¬ und Rupprechts den Bären tanzen, den gen und heutigen Ereignisse in der frän¬ der Chan vor einem Jahre als sein Eigen¬ kischen Siedelung „unterm Stein“ ge¬ tum angesprochen und in Retas Pflege schlagen, begannen sich nach allerlei Reden gegeben hatte und der jetzt Zauchs Lieb¬ im Laufe der kleinen, aber für die Siedler lingstier war, als Erinnerung an schwere so wichtigen alltäglichen Ereignisse rasch Zeiten. zu glätten und in den ruhig fließenden Graf Werinhar aber, der Zauch Strom des Alltagslebens umzuwandeln.*) schätzen gelernt hatte, übergab dem Chan Ein Jahr später standen in der kleinen „für alle Zeiten“ den Stein und die Holzkirche in Todicha Reta und Rupprecht Höhle*), in welcher Zauch gewohnt, als vor dem Altare und schlossen durch des Eigentum und der Chan setzte seinen Priesters Segen hier den Bund fürs Leben. „Waffenbruder“ als Hüter über den Ort Als Beistände waren ihnen Graf und wies ihm Ländereien herab zur Enns Werinhar und Zauch, der Chan der und hinab gegen das heutige Steyr als Avaren, zur Seite, der seinem „Waffen¬ Eigentum zu und die Umwohner nannten bruder“ diese Ehrung nicht entziehen wollte Rupprechts und Retas Nachkommenschaft Glänzend und zahlreich war das Gefolge nur immer: „der“ oder „die" „von des Chans, der Grenzgraf hatte sich aber des Prinzen Stein“, und so lebte auch nicht spotten lassen und die blanken die Erinnerung an den Avarenchan Zauch Rüstungen der Franken wurden in dem noch in späten Geschlechtern. goldenen Sonnenlichte von der edelge¬ Von der fränkischen Ansiedelung steinenen Pracht der Avaren nicht ver¬ „unterm Stein“ ist nichts mehr ge¬ dunkelt. blieben, aber eine deutsche Siedelung ist Die Slawen in Todicha ehrten Graf noch daselbst; sie neunen sich noch immer Werinhar und den Chan durch ein großes „unterm Stein“ und haben daher den Mahl und einen Abendtanz und brachten ursprünglichen Namen behalten — aber Reta und ihrem Manne Salz und Brot sie wissen nichts mehr „von des für die junge Ehe als erste und sinnige Prinzen Stein!“ *) Zauch und Thudun erhielten Ende des Jahres 811 *) Die Siedelung „unterm Stein“ selbst war im Jahre in Aachen von Kaiser Karl dem Großen die Belehnung mit 811 fränkisch geblieben. ihren Ländern im heutigen Ober= und Niederösterreich. *) Familiennamen entstanden erst im 12. Jahrhundert. —— 's Eisrammerl. Sei nöt vazagt! A Liab, dö nöt busselt, Hast a Kreuz — sei nöt vazagt, Is wia d' Sunn ohne Schein Weil mancher no a schwaras tragt 's wird 's Herz eisi kalt, Und weil nach Rögn, auf na undja, Gfrert's in Leib drinat ein Dö freundli Sunn is wieder da! Drum buß' i mei Dirndl Was b'schaffa is — mei, bleibt nöt aus Föst ab — Tag und Nacht, Tuast wiadawöll, kimmst eahm nöt aus! Daß's ihr ja drin in Herzn, Drum trag's geduldi wias halt kimmt, Koa Eisrammerl macht! Bis daß's Gott Vater wieder nimmt. Matthias Langthaler. 10

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