Alle Rechte vorbehalten. Des Prinzen Stem. Zeitbild aus Stadt Steyrs Vorzeit von Heinrich Rematmüller. I. und es sich ungestraft erlauben durften, sich das Bett heute da, morgen dort im Von Stadt Steyr nordwärts dehnt sich Gewirre knorriger Aupappeln erzwingend bis an die Donau, sich gegen den zweit¬ und so ein Kunterbunt von Flußbetten mächtigsten Strom Europas fast unmerk¬ und Inseln schaffend, recht geeignet zum lich abwärts neigend, eine Hochebene, die Aufenthalte von Menschen, unbeständig, beim heutigen Schnallentor in Steyr be¬ launenhaft und gewalttätig wie das Wasser, ginnt und am Einflusse der Enns an den dessen Ufer sie bewohnten. breiten Wassern der Donau endigt, be¬ Von der Traun zur Enns führten gleitet im Osten von den rauschenden mancherlei Wege, Pfade, schmal und hol¬ Wellen der Enns, im Westen von den sich perig, und stellten eine schwache Verbin¬ verflachenden Ausläufern der Alpen, und dung her zwischen diesen beiden Flüssen, tief unten, am Fuße der steilen Hänge, welche dem Gebiete des nachmaligen wo heute die gewerbefleißigen Vorstädte Traungaues als Grenzmarken dienten, der Stadt sich ausbreiten, von der grünen jenem Gau, dessen Anfänge Kaiser Karl Steyr umflossen, die wie ein riesiger der Große an des Frankenreiches Ost¬ Wassergraben die gegenüberliegenden Höhen grenze gegen die Avaren errichtet und bespült, welche das Tor zum Ennstale über den er einen Grenzgrafen gesetzt zu bilden scheinen. Die Natur selber hat hatte, dessen kräftiger Arm, mit scharfem da jenes gewaltige Gebirgsland wie vor Schwerte bewehrt, den Gau für sein neugierigen und entweihenden Blicken ab¬ Kriegsvolk zur Ansiedelung säuberte, so geschlossen, das sich in herrlicher Schöne wie des Grenzgrafen heller Verstand in ennsaufwärts erhebt, hinein in die grüne ruhigeren, vom Kriegslärm nicht durch¬ Steiermark und hinüber zur Traun und tobten Zeiten ihn auch zur Nähr für seine zum tiefen Traunsee. Krieger umzuschaffen und dem Ackerbauer Weitab von unserer Zeitrechnung ein segensreich schaffendes Dasein zu war hier alles mit Urwald bedeckt, nur sichern sich bemühte. *) an den Flüssen fanden sich wenige kümmer¬ Etwa halbwegs zwischen der heutigen liche Siedelungen von Menschen, die sich, Stadt Steyr und Gleink standen damals wie die Natur, mit Wehr und Graben mitten im Walde, am steinigen Hang des sicherten vor der Avaren raub= und mord¬ Bergrückens, etliche zwanzig Gebäude, lustigen Zügen, die Donau herauf gen teils aus Stein, teils aus Holz, wie eine Bayern und in das weite deutsche Franken¬ Burg zusammengebaut, denn diese An¬ reich hinein, das Kaiser Karl der Große siedelung deutscher Mannen, schlechtweg wider sie mit starker Hand jetzt zu schützen „unterm Stein“ geheißen, war mit einer wußte. Mauer umgeben und am Felsen rück¬ Auf der Hochebene dehnte sich der wärts, der weit überragte in den inneren Urwald mit seinen tausendjährigen Be¬ *) Diese Grenzgrafen ernannte der Kaiser, dem sie auch ständen hinab bis zur Donau, wo er in unmittelbar unterstanden. Sie waren Zivil= und Militär¬ kommandanten, erhielten vom Kaiser ihre Bestallung und endlose Auen überging, durch welche sich Besoldung, sprachen in seinem Namen Recht und gaben der Strom, launenhaft wie die Großen ihm Rechenschaft von ihrer Verwaltung. Nur bei gemein¬ schaftlichen Kriegszügen verständigten sie sich mit den Her¬ der damaligen Welt wohl es sein konnten zogen von Bayern. 7
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