Am Abend feierten die edlen Herren beim Mahle in der kaiserlichen Pfalz den Sieg ihres streitbaren Königs; waren ihrer wohl dreihundert Fürsten und Ritter und auch Bodo v. Scharffen¬ stein unter ihnen. Den winkte der Herr zu sich und sprach: „Lieber Getreuer, seid ohne Sorgen, der Max gedenkt seines Wortes“, worauf er sich dann zu dem Treitzsauerwein, seinem Geheim¬ schreiber, der hinter seinem Stuhle stand, wandte: „Sorget dafür, daß der See 80 S 4 S.S ISLD 6 W W Velten, der Kämmerer unserer guten Stadt Worms, erfahre, daß sein König morgen um die elfte Stunde in seinem Hause vorsprechen werde, und Ihr“, fuhr er zu Scharffenstein fort, „Ihr sollt mich begleiten! Die Mär freilich berichtet, daß mit der Botschaft des Geheimschreibers noch eine andere Nachricht in das alte Patrizier¬ haus gekommen sei, aber nicht für den Kämmerer, sondern für das Fräulein Margaret, und nicht offen und frei, son¬ dern leis und heimlich. 59 Andern Morgens ging der ehrsame Ratsherr gar unruhig in seinem festlich bereiteten Gemach einher, nachdem er schon in der Frühe die Treppen und Stufen wie das eichengeschnitzte Haus¬ tor und die prächtig gekleidete Diener¬ schar sorgsam gemustert. Es war ihm gar sonderbar zu Mute, daß ihm, gerade ihm, die hohe Ehre kaiserlichen Besuches zuteil werden sollte — er mußte immer daran denken, was wohl sein Vater selig gesagt haben würde, wenn er solches noch Stnli — erlebt hätte; er dachte auch freilich wohl daran, was wohl die Rehlingen und die Heyls und die Dammers empfinden müßten, wenn ihnen das zu Ohren käme. Und was wohl der Max von ihm wollte? War's am Ende, daß der Herr ein Darlehen brauchte? Nun, seine Truhen und Schränke waren voll, und schließlich, was die Fugger wagten, konnte der Velten auch einsetzen. Gerade auf elf Uhr zeigte der Zeiger der Wanduhr, als die Diener meldeten, daß der König nahe, und kaum hatte der
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