wo zahlreiche kostbare Teppiche, Felle und Kissen auf Holzbänken ausgebreitet waren; denn von hier aus wollten die Pa¬ Damen des Hofes die schönen trizierinnen und die nicht am Kampfe beteiligten Edlen dem Spiele, das viel¬ leicht blutiger Ernst werden mochte, zu¬ chauen. Ganz in der Mitte der nörd¬ lichen Galerie, etwas erhöht, hatten die kunstfertigen Zimmerer die reichge¬ schmückte Loge für den Kaiser selbst her¬ gerichtet, in der ein goldschimmernder Thron stand und die mit einem Baldachin überspannt war; ein überdeckter Gang verband den schönen Bau nach rück¬ wärts mit dem stattlichen königlichen Gezelt, vor dem zwei eisengepanzerte Ritter Wacht hielten, indessen hinter ihm die Leibrosse des Herrn ungeduldig den Boden scharrten und kaum von den Knappen und Knechten gezügelt werden konnten. Eine dreimal wiederholte Fanfare be¬ grüßte den König; schnell ordneten sich die Herren und Damen auf den Galerien, und die Herolde und Turnierwarte um¬ kreisten noch einmal den inneren Raum. Freundlich nach allen Seiten grüßend umritt der König den Platz, stieg dann vom Roß und schritt leichten Fußes die Stufen zu seiner Estrade hinauf. Ein Zeichen mit der Hand und Hörnerklang schmetterte durch die Lüfte und kündete den Beginn des Spiels. Die Tore des Kampfplatzes öffneten sich, von jeder Seite her ritten je fünf Ritter ein und stellten sich einander gegenüber auf. Es waren die zehn Edlen, welche zuerst im festlichen Lanzenbrechen Mann gegen Mann sich versuchen sollten, prächtige hohe Gestalten auf stattlichen kraftvollen Rossen. Hell schimmerten die Rüstungen und die glänzenden Visier¬ helme, von den Schildern strahlten die Wappen und von den hoch aufgerichteten Lanzen wehten grün und rot die kleinen Fähnchen, an deren Farben die beiden Parteien kenntlich waren. Wieder ertönt ein Hornstoß, es senken sich die Lanzen¬ spitzen, und in rasendem Lauf galop¬ pieren die Gegner aufeinander. Atemlos 57 lauscht die Menge, gespannten Auge schauen die schönen Frauen in die Bahn herab. Einen Augenblick folgt wirres Durcheinander, Klirren und Gekrach zwei der Ritter sinken von den Rossen und werden von den herbeieilenden Turnierwarten aufgehoben und zur Seite getragen, die übrigen eilen nach ihren Plätzen zurück, um sich neue Lanzen reichen zu lassen. Und abermals und zum drittenmale stürmen sie aufeinander ein, dann ist das Spiel entschieden, vier der roten Ritter sind durch den wuchti¬ gen Stoß der Gegner in den Sand ge¬ worfen worden und den Grünen wird einstimmig der Preis des Sieges zuge¬ sprochen — ein silberner Kranz mit dem auf die schöne Freifrau v. Werdenberg den Wink des Kaisers ihren Führer, den braven Reiner v. Dürkheim schmückt. Aber es war nur das Vorspiel ge¬ wesen, sammelte sich doch alle Aufmerk¬ amkeit auf den Kampf, der jetzt bevor¬ tand, den Kampf gegen den übermütigen Franzmann, den Sieur de Barres, dessen erster Gegner der Graf Waldstetten war. Aber was bedeutet das? Der König verläßt seinen Platz? Will er dem Kampfe nicht beiwohnen? Eine allge¬ meine Aufregung geht durch die Menge weiß doch ein Jeder, wie sehr Max sonst allen ritterlichen Künsten ge¬ neigt ist! Da plötzlich öffnet sich das Tor auf der Ostseite des Platzes und quer über den ganzen Raum sprengt Bodo von Scharffenstein, den Schild des Kaisers in der Linken. Und indem er in gewalti¬ gem Schwunge — ein keckes Reiterstück, das ihm einen allgemeinen Zuruf der en¬ Bewunderung einträgt — über die sein eitigen Schranken setzt und dann dem Roß kurz pariert, steht er gerade vor Zelte des Franzosen, und den Bretagner Knappen beiseite drängend, heftet er über die Farben des Waldstetten die stolzen Farben von Oesterreich! Ein jubelnder Ruf durchbraust den Turnierplatz, fühlt doch jeder Zuschauer, was das bedeutet, und im Augenblicke erhoben sich alle Herzen in dem stolzen
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