56 der König aufs neue an: „Hab' Euch oft beobachtet in der letzten Zeit, Scharffen¬ stein, ich lasse die nicht aus den Augen die ich gern hab'. Wird so allerlei ge¬ sprochen, wißt Ihr, daß Ihr so ernst und schweigsam geworden seid, seit wir in unserer guten Stadt Worms sind, der Treitzsauerwein hat neulich so etwas ver¬ lauten lassen, daß Ihr auch die Worm¬ serinnen gar schön finden sollet?“ Bodo schwieg immer noch. „Solltet nicht so verschlossen sein, Scharffenstein, wißt ja, daß ich Euch wohl will und mich freuen werde, so ich Euch Glück wünschen kann. Tapfere Hand, braves Herz, gutes Weib soll jeder Ritter ehren. Nun sprecht, wie ist's alle¬ wege?“ Scharffenstein war in tödlicher Ver¬ legenheit, was sollte er sagen? Endlich erwiderte er: „Kaiserliche Majestät, Euer gehorsamster Diener kann leider keinen Glückwunsch annehmen. „Oho, Ritter, was macht Ihr für ein betrübtes Gesicht. Kann mir doch nicht denken, daß ein Wormser Mädchen meinem schmucken Scharffenstein abhold sein sollte. Nur heraus mit der Sprache!“ Und dabei zügelte er sein Roß, daß es zurücktrat und er dicht neben dem von Scharffenstein ritt, und klopfte ihm ver¬ traulich auf die Schulter. „Könntet doch Zutrauen zu mir haben! Bin ich doch noch in Eurer Schuld, Scharffenstein!“ „Wenn Ihr es denn befehlt, gnädigster Herr, wozu soll ich's verhehlen? Eine Jungfrau hier aus der Stadt hat mir's angetan, des Kämmerers Velten einzig Töchterlein —“ „Die schwarze Margaret?“ warf der König ein, vergnügt lachend, „da wünsch ich Euch doppelt Glück! Ich sah die präch¬ tige Maid auf dem Geschlechtertanz, 's ist eine Freude um das schöne Blut. Und 24 ie hat Euch gern, die schmucke Dirne¬ „Das wohl, kaiserliche Majestät, „ aber „Nun, was denn für ein Aber? Ah so — der Vater, gelt, das ist's?“ C Der Jungling neigte bejahend das Haupt. „Ich bin ein armer Reitersmann gnädigster Herr, und der Velten ist der reichsten Einer, das hat er mich bitter empfinden gemacht!“ Maximilian richtete sich stolz im Sattél auf. „Und seid Ihr, Ritter von Scharffenstein, nicht mein Mann und galt Euer Name nicht schon, als noch Niemand etwas von den Veltens wußte? Doch darüber laßt uns später reden und hört jetzt auf mich. Gelingt mir das Eine, von dem ich Euch jetzt sagen will, dann sollt Ihr die Hand der Margaret haben, darauf verpfände ich Euch mein taiserlich Wort! Und nun hört.“ Eindringlich redete der Königzu seinem Schildträger und langsamer wurde der Tritt ihrer Rosse. Und die Ritter im Gefolge verwunderten sich schier, wie der v. Scharffenstein mehr¬ mals erschrocken auffuhr und der Herr ihm dann begütigend die Hand auf die Schulter legte und wieder auf ihn ein¬ sprach und dann in die Ferne nach dem Turnierplatz zu deutete, der schon mit seinen Zeltstangen und bunten Wimpeln auftauchte. Es mußte etwas Besonderes im Werke sein. Um den von starken Schranken ein¬ geschlossenen Turnierraum lagerte eine fröhliche, dichtgedrängte Menge und ver¬ trieb sich die Stunden der Erwartung mit Spiel und lustigem Scherz. Der ein¬ geschränkte Platz zeigte eine glatte, rasen¬ bedeckte Fläche, zwei starke hölzerne Tore öffneten sich nach rechts und nach links, gerade breit genug, um je zwei Reitern Einlaß zu gewähren. An den zwei Quer¬ seiten des Platzes waren die Zelte der Ritter aufgeschlagen, welche sich zum Mitkampf eingezeichnet hatten. Hier stand etwas abseits von der schnur¬ geraden Linie der übrigen auch das schwarze Zelt des kecken Franzosen, des Sieur de Barres — er selbst war seit dem frühen Morgen im Innern ver¬ borgen geblieben, aber der riesige Knappe vor dem Eingang sah schon bärbeißig genug aus, daß das sich herandrängende Volk der Nähe des Zeltes scheu auswich. Der mittlere Teil der Längsseiten des ganzen Platzes aber enthielt eine Galerie,
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