Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1907

45 waren bei ihr in der Todesstunde aussetzen, eine Boa mitzunehmen und sie hielten ihre Hände und der letzte Blick vielleicht gar zu tragen, die eine Schwer¬ der brechenden Augen traf liebevoll diese kranke, wenn auch nur auf Stunden, um¬ beiden guten Menschen. Ernst standen gehabt und die so lange im Kranken¬ sich der Doktor und Martha gegenüber zimmer gehangen. Sie erlauben, daß ich kein Wort kam über ihre Lippen hier dieselbe erst gründlich reinigen und des¬ im Sterbezimmer. Was sie sich waren, infizieren lasse, dann werde ich mir sagten nur die Augen. Die Nachbarin erlauben, sie Ihnen selbst zu über¬ blieb bei der Leiche, der Doktor ging, die bringen. zu nötigsten Schritte für die Beerdigung Martha stotterte etwas mit abge¬ tun, Martha nach Hause. Dann sahen wandtem Gesicht; diesen Glutaugen, die sie sich noch zur Beerdigung. Es ver¬ o eigentümlich auf ihr ruhten, immer gingen mehrere Wochen, ohne daß sie nie standhalten, sie brachten konnte Martha etwas von dem Doktor hörte — sie stets außer Fassung. Die Boa über¬ da erschien er eines Tages und über¬ ließ sie ihm natürlich. Täglich trafen reichte der heiß errötenden Martha, in ich die beiden am Krankenbett; eigen¬ Gegenwart ihrer Eltern und ihrer tümlich, Martha kam zu verschiedenen Schwester, die gereinigte Boa. Wieder Stunden, aber immer war der Doktor vergingen einige Wochen, da brachte der da oder kam; die Liebe ist eben erfinde¬ „Anzeiger“ die Annonce von der Ver¬ risch und allwissend. Nach acht Tagen lobung des Dr. S. mit der schönen entschlief die arme Frau zu einem besse¬ Martha L. ren Leben. Der Doktor und Martha Vergiftete Waffen. Von C. Crome. werden. Rein verschollen war er in den nter seltsameren Umständen war 684 fünf Jahren, seitdem er den blauen wohl selten ein Majorat auf D Waffenrock der Dragoner ausziehen eine Nebenlinie übergegangen, mußte. Toll hatte er's freilich getrieben. wie das der Breden=Zwiedeneck Von einem bestimmten Zeitpunkt an war auf den letzten Sprößling der Zwiedeneckschen aus dem früher besonnenen Offizier ein Nebenlinie. War doch der Majoratsherr noch Spieler und Trinker geworden, der dem ein rüstiger Fünfziger und sein Sohn und Und schlichten Abschied entgegenstürmte. Erbe ein flotter Offizier. Für Menschenalter kluge Leute wollten wissen, daß der Zeit¬ noch schien das Majorat den Bredens ge¬ zu¬ punkt seiner seltsamen Wandlung sichert. Und doch geschah das fast Undenkbare. der sammenfiel mit dem der Verlobung Den Leutnant trug man eines Tages schönen Ellen v. Meerstedt, der Tochter vom grünen Rasen mit einer tödlichen „ des Geheimrats, mit dem nur drei Gehirnerschutterung hinweg und der Jahrzehnte älteren Bankier Bornheim. Gram um den Einzigen zermürbte den Alten schneller als eine schlimme Krank¬ Als man den neuen Majoratsherrn heit. Nach Jahresfrist ruhte auch er im endlich in einem Winkel von Sumatra Zwiedenecker Erbbegräbnis. entdeckte, mit den zwei goldenen Chevrons eines einfachen Sergeanten der Nach dem neuen Majoratsherrn aber holländisch=indischen Kolonialtruppe am mußte erst in der Welt herum gesucht

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