„Wir?“ lachte Gunthelm. „Aber frei¬ lich, mit dem Geld, das unser Herr an¬ deren Leuten auf der Straße abnimmt.“ Gleich nach diesen Worten schlug sich der Knappe selbst auf den Mund, denn die Küchentüre öffnete sich und Alharde erschien in dem Rahmen derselben. Ihr zorniger Blick sagte ihm, daß sie sein Reden mitangehört, und ohne mehr auf das bestellte Bier zu warten, stürzte er durch die entgegengesetzte, nach dem Saale ührende Türe davon. der Bub!“ „Ist ein freches Lästermaul an Alharde. wandte sich die Seiboltin öfteren ein¬ „Unser Herr täte gut, ihn des Prügelsup¬ zusperren und bei reichlicher Aber pen Manier lehren zu lassen. was seh' ich, Fräulein Alharde Ihr habt Ihr statt Euch ja so schön gemacht, als ob der gefräßigen Böhmacken edle Freier be¬ grüßen wolltet! — Das blaue Kleid von und die goldenen Eurer Mutter selig — Kettlein Spangen und „Der Vater wollte es so, Frau Sei¬ ich gesteh's, daß ich's selbst boltin, und Denn wozu liegt all das gerne getan. in der Truhe, wenn ich es Zeug oben nicht tragen soll?“ □ Fräulein Alharde, jawohl. „Jawohl, Ihr seid ja jung und schön. Es ist nur schade, daß Ihr nicht öfter unter die Leute kommt, an den Hof unseres Herrn Fürstbischofs zum Beispiel. Ihr würdet da manche stolze Grafentochter beschämen. 77 Wenn Ihr Vater wollte Mein Vater ist kein Graf und taugt nicht an den Hof. Denn sein Sinnen und Denken ist rauh wie das eines Acker¬ knechtes. Auch zählt man ihn zu den Raubrittern, was mir oft bitteres Herze¬ leid verursacht.“ „O du mein Himmel, nennt mir doch nur einen Ritter, der zu jetziger Zeit nicht raubt, wo es geschehen kann! — Darüber gutes Fräulein, laßt Euch ja keines Eurer schönen goldenen Haare grau werden, denn niemand sieht Euch schlecht des¬ wegen an.“ Alharde seufzte tief auf und blickte traurig vor sich hin. Dann aber schüttelte ie, sich ermannend, den Kopf und sagte 5 in trotzigem Tone: „Ich kann auch nichts dafür, daß ich des Kalchen Tochter bin. Ich selbst tu' gewiß keinem Menschen Unrechtes, und wenn ich mich trotz meines Unglücks des Lebens manchmal recht von Herzen freue, so darf mir das Gott nicht als Sünde anrechnen.“ „Wird er auch nicht, Herzchen, wird er gewiß nicht. Ihr sollt fröhlich sein und “ hier legte die alte Frau beide Hände „ vertraulich auf die Schultern des Mad¬ chens, „und sollt so bald wie möglich eines guten, tapferen Ritters Ehegemahl werden.“ „Welch ein Gerede!“ rief Alharde, nun gute sogar lachend. „Wo soll wohl dieser aber tapfere Ritter sein, den ich schweigt, da kommt der breitmäulige Gunthelm wieder. Ueber den werd' ich nächstens dem Vater ein Wörtlein sagen. Gunthelm, der sich mit der kläglichsten Armesündermiene von der Welt genähert hatte, erhob jetzt die Augen und stieß mit einem halb erheuchelten Schluchzen die Bitte um Vergebung hervor. „Ich hab' nur Spaß gemacht, gnädiges und Fraulein, ganz gewiß nur Spaß. der Herr flucht alle Heiligen in die Hölle 7 wegen des Bieres Gerechter Gott, das Bier!“ schrie die Seiboltin, nach der Zehn=Maßkanne greifend und dem Keller zueilend. „Auch über Euch, Fräulein, schreit er Mord und Brand“, fuhr Gunthelm fort. □ „Ihr sollt kommen und den Gästen den Abschiedsgruß bieten.“ „Will er sie denn alleine wieder abzie¬ hen lassen?“ frug Alharde rasch. „Nein, der Vogt und einige Knechte müssen sie nach Passau geleiten zum Bischof. Das heißt, zwei der Männer nur, denn der dritte, der blitzsaubere junge Lederrock, bleibt derweil da.“ „O wie schön!“ rief Alharde erfreut aus. „Doppelt gut ist das denn durch den Buben werd' ich manches erfahren, was mich zu wissen gelüstet, und er soll auch dafür einstehen, daß uns von Otto¬ kar und seinen Kriegern kein Leid ge¬ schieht.“
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2