4 ferne gestanden hatte, schwang sich jetzt wieder die Stufen heran und sagte, hef¬ tig gestikulierend: „Wenn wir hängen, dann du doppelt hängen. Denn Biskove Otto sein uns Freund. Von Ottokar wir bringen Kunde zu Biskove Passau — ja! Brüder unsere wohl wissen, daß wir hier fangen gewor¬ — sie voraus, es Otten zu sagen. den Friedrich Kalch riß seinen bart¬ umrahmten Mund weit auf; er fing jetzt erst an, die Sachlage deutlicher zu be¬ greifen. Also das waren Abgesandte des Böhmenkönigs, die dem Fürstbischof Otto von Passau Kunde bringen sollten von seinem Nahen. Da ging's vielleicht los gegen den Herzog Heinrich von Nieder¬ bayern, über welchen schon der Vorgän¬ ger Oltos, Bischof Berthold, den kirch¬ lichen Bann ausgesprochen? — Wenn es sich so verhielt, dann durfte den fremden Burschen freilich kein Härlein gekrümmt werden. Vielmehr war es angebracht, sie im Rittersaale oben aufs beste zu bewir¬ ten und dann womöglich selbst nach Passau zu geleiten, mit einem bewaffneten Gefolge natürlich, denn ein gewinterter Fuchs traut nicht einmal einer Henne, wie Seitz der Puchberger zu sagen pflegte. Hier fiel es dem Kalchen ein, daß es viel¬ leicht klug sei, diesen und überhaupt alle ihm befreundeten Ritter des Hochstiftes von dem großen Ereignis in Kenntnis zu setzen und sie zu warnen. Er hatte nur niemanden dazu, denn die Knechte brauchte er teils zu seiner Begleitung, teils zur Bewachung der Burg während seiner Abwesenheit. — Oder war es am Ende doch besser, zwei der Böhmen mit Geleit fortzuschicken und den dritten, den jungen, zur Sicherheit vorläufig hier zu behalten? Alharde, die des Vaters Gedanken nicht erraten konnte und sein langes Schwei¬ gen entsetzlich fand, hielt es für geboten, noch einmal in ihn zu dringen. „Wenn du ihnen nicht glaubst,“ sagte sie, „so behalte einen hier und lasse die anderen beiden reisen, wohin sie gesandt zu sein vorgeben. Oder reite selbst mit ihnen, während Leuprecht, unser Vogt, hier deine Stelle „Halte du deinen Mund!“ unterbrach der Kalch sie grimmig. „Meinst, ich bin mir aufs Hirn gefallen und weiß nicht mehr, was ich zu tun habe? — Geh' du zu der alten Seiboltin in die Küche hinauf, daß wir was Gescheites zu beißen kriegen. Oder gewande dich lieber noch vorher, damit die Herren Böhmacken da nicht meinen, ich hab' eine unsaubere Trud zur Tochter!“ Alharde wurde sich jetzt erst ihres Auf¬ zuges bewußt und trat errötend zurück. Mit heimlicher Freude aber vernahm sie noch, wie der Vater die Fremden nebst einigen von seinen Dienstleuten auffor¬ derte, mit ihm ins Schloß zu gehen. II. „Heiliger Gott, was die zusammen¬ hauen!“ rief die alte Seiboltin, die Köchin und Haushälterin auf Fürsteneck, aus, während sie zum drittenmale schon große Ranken gebratenen Fleisches auf eine Zinnplatte legte und diese dann dem auftragenden Knappen Gunthelm über¬ gab. „Und noch mehr solcher Hungeriger Tau¬ — sollen kommen, sagst du, Bub? — Uhaha, wo hunderttausend? end — nähm' denn da der Kalch die Säu her!“ „Wenn sie nicht langen, die im Stall sind, wird er selbst und wir dazu abge¬ stochen und gegessen,“ antwortete Gunt¬ helm grinsend. „Paßt auf, Frau Sei¬ boltin, da geht's Euch besonders schlecht, denn Eure Schwarte „Lausbub, frecher, was erlaubst du dir! Zieh' schleunigst ab, rat' ich dir, oder ich hau' den Kupferkessel an deinem Schädel in lauter Trümmer! „Haut her, würd' ich sagen, wenn Fleisch drinnen wär'. Aber jetzt gebt mir auch wiederum Bier — diese Kandel da voll Bier, verstanden?“ „Was, die Zehn=Maßkandel noch ein¬ mal? — Warum nicht gleich einen Zwie¬ eimer voll? — Als ob wir selbst ein Bräuhaus hätten und nicht jedes Faß in Passau sündteuer zahlen müßten!“
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2