Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

CC „Bau=Miskurs!“ Don Johann Sillner, Kunstmühlen= und Wirtschaftsbesitzer in Gnigl bei Salzburg. Kam einmal ein Bauer vom Eugendorfner Berg zu mir, dem ich „Lucullus“ zur Schweinefütterung anbot. „Ha!“ sagte er, „was ist denn das wieder für ein Schwindel, lauter so Glumpt habt's,dös nichts hilft. Ich hab' a Sau, dö hat 200 Kilogramm kriegt ahne enkan G'fraßt.“ „So!“ sagte ich, „und wie lang hast die g'füttert? „Nur zehn Monat,“ hat er gesagt. „Nun,“ sag' ich, „da hast aber nicht viel Profit dabei, denn 10 Monat sind 300 Tag und ineinem Tag braucht ein Schwein durchschnittlich um 15 Kreuzer Futter, das sind in 300 Tagen 45 Gulden. Für 200 Kilogramm Fleisch, wenn'st die Sau demMetzger gibst, kriegst, das Kilogramm zu 40 Kreuzer g’rechnet, 80 Gulden, da bleib'ndir nur 35 Gulden für die Arbeit.“ „No und mechst eppan du mehr außabringa mit dein Saufutter?“ „Aber natürlich,“ hab' ich gesagt, „denn wannst a Saun mit „Lucullus“ fütterst, wird sie in fünf Monat schon 200 Kilogramm schwer, das sind 150 Tage, per Tag 15 Kreuzer Futtergeld, machts 22 Gulden 50 Kreuzer. ¼ Deshalbsbleiben dir in 5 Monat schon 57 Gulden 50 Kreuzer. Jetzt kannst aber die anderen fünf Monat noch eine füttern und kriegt dieselbe wieder 200 Kilogramm zu 40 Kreuzer, und bleiben dir wieder 57 Gulden 50 Kreuzer rein im Sack, das macht zusammen 115 Gulden. Also schau', hab' ich gesagt, du bist glücklich gewesen, weil deine Sau in 10 Monat schon 200 Kilogramm schwer war und weil du damit 35 Gulden rein verdient hast. Wär's dir nicht lieber, wenn du statt 35 Gulden 115 Gulden (sage einhundertfünfzehn Gulden) rein verdient hättest in der gleichen Zeit durch die gleiche Arbeit? „Ja,khalt wohl!“ hat er gesagt, „wann's so ist, dann ist dös Futter freilich kein Schwindel.“ „Daßkes, wirklich so ist, dafür stehe ich gut, oder dusbrauchst nix zahl'n, so hab' ich gesagt. Aber füttern muß man die Sau mit dem „Lucullus,“ nicht g'rad' schmecken lassen; wannst ihr im Tag ein halbes Kilogramm gibst, so macht es in 150 Tage— 75 Kilogramm, das kostet 9 Gulden oder per Tag 6 Kreuzer. Da bleiben für das andere Trankfutter täglich 9 Kreuzer oder in fünf Monate 13 Gulden 50 Kreuzer. Wannst vernünftig bist, so kaufst dir gleich einen Sack voll, da hast 100 Tage genug. Also kennst dich jetzt aus, daß du dir in 10 Monat um 75 Gulden mehr verdienst ohne daß du einen Handgriff mehr machst! Schau! und da hab' ich nur gerechnet, wenn du die Sau dem Metzger gibst. Stichst du sie aber selbst ab und nimmst es zum Knödel¬ fleisch her, so mußt rechnen: in zehn Monat 400 Kilogramm Lebendgewicht gibt gestochen mindestens 320 Kilogramm, beim Metzger kost't a Kilo 70 Kreuzer, das macht 224 Gulden, jetzt rechnest noch Futter zu 45 Gulden und den Ankauf mit 30 Gulden, zusammen 75 Gulden, ab, also hast einen reinen Profit von 149 Gulden! Aber ihr Bauern glaubt's immer, eine Sau darf erst das letzte) Monat, bevor sie abgestochen wird, gut gefüttert werden. Beim „Lucullus“ soll man aber nicht erst anfangen, wenn die Sau schon vier Monat alt ist, denn da bekäme sie auch nicht mehr 200 Kilogramm, sondern gleich, wenn sie abgespänt ist; anfangs täglich nur ein Viertelkilo bis sie zwei bis drei Monat alt ist, dann ein halbes Kilo und zuletzt drei Viertelkilo; denn das Blutfutter ist nicht nur zum Fett machen, sondern auch zum Wachsen außer¬ ordentlich gut und notwendig, wenn man schnell große Schweine haben will.“ Ja!“ sagt dann der Bauer vom Berg wieder: „Wann a Sau so schnell aufwachst und so schnell fett wird, dann kann ja's Fleisch und da Speck nicht recht gut sein.“ „Mein lieber Bauer,“ hab' ich gesagt, „da brauchst keine Angst zu haben, ich hab' schon viel Schweinefleisch gegessen, solches von Schweinen, welche nie ein Blutfutter gesehen, und auch solches von Schweinen, welche mit Blutfutter von jung an gefüttert wurden. Aber das sag' ich dir schon, daß das Blutfutter=Fleisch beim Sieden mehr auflauft, als ein Fleisch, wo die Sau mit Mais oder was immer gefüttert wurde. Darum bleib' mit deine Ausreden hübsch zu Haus undmach' einmal den Versuch, dann wirst du gewiß dabei bleiben, denn zum Auschmieren würde mir mein ehrlicher Name leid tun, ich hätte auch wenig Profit, wenn du mirlnur einmal was abkaufst und dann nimmer.“

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