Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1906

210 der Stadt, an demselben teilnahmen. Am oberen Ende des Stadtplatzes war ein prächtige, große, dreiteilige Triumphpforte, geschmückt mit Reisiggirlanden, Blumen Fahnen und Emblemen, aufgestellt, vor welcher sich der Altar befand. Eine un¬ zählige Menschenmenge wohnte der Feier bei Im Gasthof „Steyrer Hof“ fand mittags eine Festtafel mit 110 Gedecken statt. Hiebei brachte der Kommandant des Steyrer Bürgerkorps Viktor Ortler, ein drei¬ maliges Hoch auf den Kaiser und die Kaiser¬ tochter als Fahnenmutter des Korps aus worauf an beide Huldigungstelegramme abgesendet wurden. Bürgermeister Stigler beglückwünschte das Korps zu seiner präch¬ tigen Feier und toastierte auf alle Ehren¬ gäste. Die Bürgerkorpskapelle Steyr besorgte die Tafelmusik. — Um 4 Uhr nachmittags wurde das Jestschießen auf der Privat¬ schießstätte eröffnet, welches bis 11. d. abends dauerte. Das nachmittägige Festkonzert fand auf dem Ausstellungsplatze statt. Das ganze Fest, dessen Veranstaltung von einem eigenen Komitee mit dem Bürgerkorpshaupt¬ mann J. Jaklitsch an der Spitze in um¬ sichtigster Weise besorgt worden war, nahm einen so glänzenden Verlauf, daß es allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben wird. An weiteren Veranstaltungen fanden statt: Am 9. September der VIII. öster¬ reichische Schlossertag in Steyr am 10. ein Feuerwehrfest anläßlich der Musterung der beiden Steyrer Feuerwehren zu welchem viele Feuerwehren aus der Um¬ gebung herbeikamen, nebst einem Bumen¬ korso; am 11. ein großes Kinderfest, trefflich arrangiert von den Lehrern August Riener und Hans Neidl, welches glänzend ausfiel; am 12. ein weißes Promenaden¬ fest; am 14. ein Rendezvous der al¬ pinen Welt; am 17. machten ein großes Volkskonzert unter Mitwirkung der Männergesangvereine „Liedertafel und „Kränzchen“ owie der „Gesellschaft der Musikfreunde“ welches einen großen Kunst¬ genuß bot, und eine Schönheitskon¬ kurrenz den Schluß Ein besonderer Festtag wurde auch der 12. September durch die Anwesenheit des hochwürdigst=durchlauchtigsten Erzherzogs Eugen, Feldzeugmeister und Kommandant des 14. Armeekorps, welcher nachmittags per Automobil von Wien über Amstetten zum Besuche der Ausstellung angekommen war. Auch dieser äußerte sich hochbefriedigt über die Ausstellung und sagte zu dem Bürgermeister der Stadt, daß er sich in Steyr immer sehr wohl fühle und daß der Stadt zu ihrer so schönen, umfangreichen und wohlgeordneten Ausstellung nur zu gratulieren sei. Am anderen Tage fuhr der Erzherzog zur neuen Artilleriekaserne und dann auf das Exerzierfeld der Jägerkaserne, wo er einer Schießübung mit dem Ma¬ schinengewehr der Oesterr. Waffenfabrik bei¬ wohnte. Um 10 Uhr vormittags verließ er dann per Automobil Steyr, um durch das Ennstal und Selztal nachInnsbruck, seinem Amtssitze, zurückzukehren Das Ausstellungsunternehmen war bis auf ein paar Tage gegen Schluß vom Wetter sehr begünstigt, doch war auch der letzte Tag ganz annehmbar, wenn auch etwas kühl. Von auswärts waren von weit und breit Besucher herzugekommen und wäre außer den Bürgerkorpsmitgliedern, Feuer¬ wehren und Schlossermeistern auch noch der oberösterreichische Gewerbeverein von Linz, welcher am 14. September zu Besuch kam, sowie der Besuch des Vereines der Techniker aus Linz und der Sektion Lini des österr. Staatsbahn=Ingenieurenvereines am 12. und der Besuch des Gremiums oberösterreichischer Kaufleute am 15. Sep¬ tember zu erwähnen. Ein angemeldeter Extrazug der Angestellten und Diener aus Gmunden kam nicht zustande Ueber 67.000 zahlende Besucher leisteten einen Eintritt von über 20.200 K, wozu noch der schon eingangs erwähnte Fond und der Kredit der Stadtgemeinde, das Ergebnis des Glückshafens mit rund 1000 K, der Ausstellungslotterie mit über 7000 K sowie eine Reihe von Subventionen seitens des Handels= und des Ackerbauministeriums des Landesausschusses, der Handelskammer der Sparkasse in Steyr, der Genossenschaft der Landwirte usw. mit zusammen 20.600 K kamen, was eine Gesamteinnahme von etwa 60.000 K ergab. Die genaue Abrechnung der Einnahmen und Ausgaben war zum Schlusse dieses Berichtes noch nicht bekannt. Jedenfalls war aber der finanzielle Erfolg ein ebenso erfreulicher wie der mora lische. Es kann somit die Ausstellung und das Volksfest in Steyr dieses Jahres in jeder Beziehung als glänzend gelungen be¬ zeichnet werden, welchem Urteil alle aus¬ wärtigen Besucher beipflichteten. Gewiß bleibt sie vielen in recht angenehmer Erin¬ nerung. SSE

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